Langsam wird es knapp: Gut zwei Monate vor dem Sepa-Enddatum am 1. Februar 2014 hat die große Mehrheit der Unternehmen ihre Umstellung im Zahlungsverkehr noch nicht abgeschlossen. Erst 24 Prozent der deutschen Mittelständler sind mit den Vorbereitungen fertig. Das ergab eine Umfrage der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) im Auftrag der Commerzbank unter 225 Unternehmen (Umsatz: 12,5 bis 100 Millionen Euro).
Tatsächlich umgestellt auf Sepa-Zahlungen hat davon aber wohl nur ein Bruchteil, wie die jüngsten Zahlen der EZB vermuten lassen: Demnach werden erst 6 Prozent der Überweisungen und Lastschriften in Deutschland im Sepa-Format getätigt. „Wer Sepa-ready ist, sollte auch umstellen. Es gibt keinen Grund zu warten“, sagt Frank-Oliver Wolf, Leiter Cash Management und International Business bei der Commerzbank.

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Commerzbank: 40 Prozent könnten Sepa-Deadline nicht schaffen
Sepa-Umstellung: Unternehmen sind zu optimistisch
Nahezu alle weiteren befragten Unternehmen (73 Prozent) gehen davon aus, dass sie ihre Umsetzung rechtzeitig beendet haben werden. Diese Aussage zweifelt Studienautor Professor Volker Wittberg von der FHM allerdings an: „Da ist der Wunsch häufig Vater des Gedankens.“
Seine Einschätzung beruht darauf, dass die Unternehmen bei ihren Debitoren deutlich weniger optimistisch sind als für ihren eigenen Betrieb: 38 Prozent der Befragten sind sich nicht sicher, ob ihre per Überweisung zahlenden Kunden zum Enddatum Sepa-ready sein werden. Weitere 2 Prozent schließen dies sogar aus. Das wäre fatal, denn diesen Unternehmen drohen Liquiditätsschwierigkeiten: Im Durchschnitt könnten die befragten Mittelständler 37 Tage auf Zahlungseingänge warten, ohne einen Liquiditätsengpass zu erleiden. Bei immerhin 14 Prozent würden diese aber bereits nach nur 5 Tagen der Fall sein.
Zum anderen will mindestens ein Viertel der befragten Unternehmen Konvertierungslösungen ihrer Banken nutzen, weitere 14 Prozent halten dies für wahrscheinlich: „Damit vertrauen viele Unternehmen darauf, dass ihre Banken es schon für sie richten werden“, sagt Wittberg.
Commerzbank rüstet Sepa-Angebot auf
Völlig falsch liegen Unternehmen mit dieser Erwartung nicht. Zumindest die Commerzbank als wichtiger Spieler im deutschen Zahlungsverkehr hat sich nun dazu entschlossen einen Konvertierungsservice anzubieten. Sie ist damit eine der ersten Banken in Deutschland, die das aktiv bewerben. Im März hatte sie ein solches Angebot erstmals angekündigt, aber zunächst noch abgewartet. Banken ist es nach dem 1. Februar 2014 verboten, Zahlungen im Altformat anzunehmen. Über eine Tochtergesellschaft kann dieses Verbot allerdings umgangen werden. „Unsere Kunden können uns ihre DTAUS-Formate über eine Tochter anliefern, dort wird sie ins XML-Format überführt und wir führen die Zahlung aus“, sagt Commerzbanker Wolf. „Anders als bei Lösungen von IT-Anbietern müssen Unternehmen ihre internen Prozesse nicht verändern. Wir schicken die XML-Datei nicht mehr an die Unternehmen zurück.“ So könne man Zeit sparen und Fehler vermeiden. Der Service soll nicht zeitlich begrenzt sein, Wolf erwartet allerdings, dass der Service im Laufe des kommenden Jahres auslaufen wird: „Wir bepreisen das Angebot und halten so den Anreiz hoch, auf Sepa umzustellen.“
Neben dem Konvertierungsangebot reagiert die Commerzbank mit zwei weiteren Produkten auf den alarmierenden Stand der Sepa-Umstellung: Wer mit Liquiditätsengpässen zu kämpfen hat, weil Kunden nicht Sepa-ready sind, kann einen kurzfristigen, befristeten Kontokorrentkredit erhalten. Die Bank finanziert maximal einen Monatsumsatz.
Ein weiterer Baustein der Sepa-Aufrüstung ist das gleichtätige Clearing: Sepa-Überweisungen, die bis 14 Uhr einreicht werden, erreichen noch am selben Tag die Empfängerbank. Unternehmen gewinnen so einen Tag. Für Zahlungen im Altformat gilt das nicht. Derzeit ist das Angebot noch kostenfrei, nach der Umstellung im Februar soll es auch kosten.
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