Die meisten Unternehmen sehen in der Sepa-Umstellung eine lästige Pflichtaufgabe, die ihnen der Regulierer aufgebürdet hat. Dem Glückspielanbieter Mybet ging es zu Anfang auch so. Doch mittlerweile hat sich das Blatt auf ungewöhnliche Weise gewendet: Das Unternehmen hat aus der Sepa-Umstellung ein komplett neues Geschäftsmodell kreiert. Der Anbieter von Sportwetten und Onlinepoker hat nun über eine Tochtergesellschaft auch eine Lizenz als E-Geld-Institut und darf daher Bezahldienste im Internet anbieten. Er wird künftig für fünf deutsche Unternehmen ihren Lastschriftverkehr abwickeln. „Sepa hat sich überraschend zu einem echten Business Case für uns entwickelt“, sagt Jens Podewski, Head of Global Payment Services bei Mybet.
Alles begann im Sommer 2012 als Mybet sein Sepa-Projekt in Angriff nahm. Mybet verarbeitet jährlich etwa Lastschriften im sechsstelligen Bereich, der Aufbau einer Mandatsverwaltung würde dementsprechend aufwendig werden und Podewski wollte früh damit beginnen. „Wir haben uns umgeschaut, aber keines der Mandatsmanagement-Tools, die damals auf dem Markt waren, hat unsere Ansprüche erfüllt“, sagt er rückblickend. Das Unternehmen wollte zum Beispiel, dass das Tool automatisch erkennt und darauf hinweist, wenn ein Mandat 36 Monate nicht genutzt wurde – dann ist es ungültig und darf für den Einzug nicht mehr genutzt werden. „Aber Banken und IT-Anbieter haben uns gesagt: Wir sind noch nicht soweit“, erinnert sich der Zahlungsverkehrs-Chef. So fiel die Entscheidung eine Mandatsverwaltung in Eigenregie aufzubauen.

Mybet
Sepa als neues Geschäftsmodell bei Mybet
Sepa-Tool von Mybet nun auch für andere Unternehmen
Ursprünglich war die Lösung nur für den Eigengebrauch gedacht, doch durch Gespräche mit Kollegen aus anderen Unternehmen, bekam Jens Podewski mit, dass einige auf der Suche nach guten Tools sind. Deshalb erwarb der Glückspielanbieter eine Lizenz als E-Geld-Institut. Nun darf Mybet für andere Unternehmen Sepa-Lastschriftdateien mit allen notwendigen Informationen wie Gläubiger-ID und Mandatsreferenz erstellen, sie bei der Bank einreichen und den Kontenabgleich übernehmen. „Wenn gewünscht, wickeln wir auch die Rücklastschriften ab“, sagt Podewski.
Fünf Kunden hat der Onlinehändler für dieses Angebot bereits gewinnen können. Wer es ist, will Podewski aber nicht verraten. Das System geht in diesen Tagen live: Mybet hatte mit der Umstellung auf die Cor1-Lastschrift gewartet, um die Formate nicht noch einmal anpassen zu müssen. Bis 2014 soll der Kundenstamm auf 20 Unternehmen wachsen: „Dann wollen wir 2 bis 2,5 Millionen Lastschriften jährlich mit einem Volumen von etwa 25 Millionen Euro initiieren.“
Bank könnte Mybet-Lösung verwenden
Bisher stemmt der Head of Payments dies mit seinem alten Zahlungsverkehrs-Team: Dank der eigenen Sepa-Umstellung seien Ressourcen frei geworden, weil die Effizienz im Zahlungsverkehr gestiegen ist. Diese Ressourcen würden nun für das Neugeschäft genutzt, so Podewski: „Wenn das Geschäftsfeld Mandatsmanagement weiter wächst, sollen aber auch Neueinstellungen erfolgen.“ Die Chancen stehen nicht schlecht: Das Unternehmen ist mit einer Bank im Gespräch, die das Mandatsmanagement-Tool als White-Label-Lösung anbieten möchte. So wird die lästige Pflichtaufgabe Sepa unverhofft zur neuen Geschäftsidee.
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