Erster M&A-Deal: TIS kauft US-Anbieter Cashforce
Der Cloud-Spezialisten TIS übernimmt den Softwareanbieter Cashforce. Mit diesem Zukauf erweitert TIS sein Angebot um das Thema Liquiditäts-Forecast.
Ein Treasury Management System hilft Finanzabteilungen, den Überblick über die Geldflüsse im Unternehmen zu behalten. Im Markt tummeln sich zahlreiche Anbieter, unter denen man den richtigen finden muss.
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Treasury Management Systeme helfen Treasurern den Überblick zu behalten. Doch was können TMS genau leisten?
Treasury Management Systeme, kurz TMS, sind inzwischen Standard in einer gut aufgestellten Finanzabteilung. Im Kern handelt es sich um eine Software, die der Treasury-Einheit eines Unternehmens dabei hilft, den Überblick über die Finanzlage zu behalten sowie Zahlungsströme und Risiken bestmöglich zu steuern. Treasury Management Systeme ersetzen dabei zunehmend Excel-basierte Steuerungen.
Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen setzt derzeit (Stand Sommer 2020) auf ein voll integriertes TMS, wie eine Erhebung von DerTreasurer zeigt. Ein Drittel bedient sich eines bankeigenen Systems und jede vierte Treasury-Abteilung nutzt ein ERP-nahes System, zu dem neben SAP auch Oracle zählt.
Der Fokus der Systeme lag speziell zu Beginn auf dem Risikomanagement – also der Steuerung von Währungs-, Zins- und Rohstoffrisiken –, der Liquiditätsplanung und dem Cash Management. Mitte der 2000er Jahre gesellte sich der Zahlungsverkehr als weiteres TMS-Kernthema hinzu, weil der Bedarf nach bankunabhängigen oder übergreifenden Lösungen deutlich zunahm.
In den vergangenen Jahren haben TMS-Anbieter ihr Angebot weiter ausgebaut. Treiber dafür waren unter anderem Regulierungsvorhaben, wie etwa das Derivate-Reporting nach Emir oder das Hedge Accounting gemäß IFRS 9. Aber die Anbieter nutzen auch neue technologische Möglichkeiten oder reagieren auf die Nachfrage von Kunden: So zählen Funktionalitäten wie Bankgebührenanalyse, die elektronische Bankkontensteuerung (eBam), Programme zur Betrugsprävention im Zahlungsverkehr, sowie Cashflow-at-Risk- oder Value-at-Risk-Modelle inzwischen bei immer mehr TMS-Anbietern zum Repertoire.
Im deutschen Markt für Treasury Management Systeme gibt es zahlreiche Player, immer wieder kommt es zu Übernahmen. Als Marktführer haben sich in den vergangenen Jahren drei Anbieter herauskristallisiert: Auf Platz 1 findet sich laut Erhebung von DerTreasurer das System von Bellin („tm5“) wieder, das 2020 vom US-Konzern Coupa gekauft wurde. Auf Bellin folgen die Treasury-Module des Softwaregiganten SAP. Die britische Ion Group komplettiert das Podium. Das Treasury-System der Briten ist vor allem bei Großkonzernen sehr beliebt.
Die TMS-Anbieter sind aber häufig schwer vergleichbar, da sie unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Die Nummer vier im deutschen Markt, das Softwarehaus Serrala, hat ein breites Portfolio an Zahlungslösungen im Einsatz, ist teilweise SAP-integriert, teilweise nicht. Auch Treasury Intelligence Solutions (TIS) ist auf Zahlungsverkehr fokussiert.
Der Anbieter gehört zu den Vorreitern von cloudbasierten Treasury-Lösungen – ein Bereich, der nach anfänglicher Skepsis bei Treasurern an Relevanz gewinnt. Inzwischen bieten viele Anbieter ihre Produkte auch cloud-basiert – statt on-premise – an.
Die Preise im Bereich Treasury-Software variieren sehr stark, je nach Anbieter sowie Art und Umfang eines Projekts. Traditionell erwirbt der TMS-Nutzer eine Lizenz, also das Recht der Nutzung der Software. Hinzu kommen Wartungsgebühren und Kosten für weitere Services.
Das Geschäft ändert sich jedoch: Cloudbasierte Mietmodelle setzen sich bei Treasury-Systemen immer mehr durch. Dabei zahlen Kunden nur für die Funktionalitäten und Services, die sie nutzen. Sollten die Anforderungen steigen, können weitere Funktionalitäten dazugekauft werden. Preismodelle mit jährlichen Mietzahlungen rechnen sich am ehesten, wenn Mehrwertservices wie Marktdaten, Bankanbindungen und Hosting angeboten werden.