Die Kautionsversicherer zeigten im ersten Quartal 2025 eine Stabilisierung der Preise. Der Gracher-Kautionspreisindex (KPI) dokumentiert einen Rückgang der durchschnittlichen Prämie für Neuverträge auf 1,01 Prozent, nach 1,35 Prozent im letzten Quartal 2024. Bereits im Vorjahr sei das erste Quartal ein „Ausreißer“ gewesen, da auch hier die Durchschnittspreise leicht unter den Preisen von 2023 gelegen hätten und es in den Quartalen zwei bis vier im vergangenen Jahr deutlich höhere Preise gegeben habe.
„Allerdings sollten nicht allein die Durchschnittsprämien betrachtet werden, sondern ebenso Veränderungen im Durchschnittsrating“, erläutert Gracher-Geschäftsführer Alfons-Maria Gracher: „Denn eine Preissenkung ist nicht ungewöhnlich, wenn zugleich die Ratinganforderungen gestiegen sind.“
„Eine Preissenkung ist nicht ungewöhnlich, wenn zugleich die Ratinganforderungen gestiegen sind.“
Alfons-Maria Gracher
Das zeigte sich tatsächlich auch im ersten Quartal. „Die Preise sind daher über Erwarten gesunken“, so Gracher. Laut Gracher gibt es leichte Anzeichen dafür, dass sich die Preise auf einem etwas niedrigeren Niveau einpendeln könnten. Zum einen war schon im vierten Quartal 2024 ein leichter Prämienrückgang gegenüber dem Vorquartal zu beobachten. Zum anderen sind die Prämiensätze im Individualgeschäft deutlich gesunken, von 1,44 Prozent (Durchschnittsrating BB+) auf 0,94 Prozent (Rating BBB-). Im Standardgeschäft hingegen sind sie deutlich gestiegen, von 1,19 Prozent auf 1,57 Prozent.
Führt Basel IV zu Nachfrageschub?
Das Individualsegment gilt insofern als aussagekräftiger, da hier individuelle, umfassendere Bonitätseinschätzungen erhoben werden. Das Standardsegment hingegen basiere Gracher zufolge auf allgemeineren Auskunfteien-Angaben und hat in der Vergangenheit mehrfach erst mit deutlicher Verzögerung auf konjunkturelle Veränderungen reagiert. „Wir müssen beobachten, wie sich die deutsche Wirtschaft entwickelt. Kommt es zur Konjunkturwende, könnten die Versicherer entsprechend reagieren. Aber bei allem Optimismus ist es noch etwas zu früh für ein Urteil“, so Gracher.
Der Beginn von Basel IV könnte nun zu einer höheren Nachfrage nach Kautionsversicherungen führen, prognostiziert der Makler. Besonders Unternehmen mit schwächeren Bonitäten würden massive Schwierigkeiten bekommen, überhaupt noch eine Bankenfinanzierung zu erhalten. „Für die Versicherer gelten die Basel-IV-Vorschriften nicht. Sie achten zwar auch auf das Rating, können aber auch die Perspektiven von Unternehmen in ihrer Einschätzung berücksichtigen. Das macht die Kautionsversicherungen beispielsweise für Unternehmen in Sondersituationen so interessant“, erläutert Gracher.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury.

