Schott-Treasurer Dieter Worf hat einen Schuldschein über Debtvision platziert.

Schott

16.05.19

Schott platziert digitalen Schuldschein

Schott-Treasurer Dieter Worf spricht über den jüngsten Schuldschein, den der Glashersteller exklusiv über eine Debt-Plattform vermarktet hat.

Der Spezialglashersteller Schott hat nach zehn Jahren erstmals wieder einen Schuldschein platziert. Dieses Mal haben die Mainzer mit Debtvision eine digitale Plattform genutzt, um das drei Jahre laufende Papier an den Markt zu bringen. „Uns war es dabei wichtig, einen bankenunabhängigen Ansatz zu fahren“, erklärt Dieter Worf, Head of Treasury bei Schott.

Schott sorgt in der Bankenwelt für Aufsehen

Denn das Schott-Treasury hat den jüngsten Schuldschein, der auf ein Volumen von 30 Millionen Euro kommt, komplett selbst arrangiert. Und das, obwohl Debtvision den Schuldschein-Platzhirsch LBBW und die Börse Stuttgart zu seinen Gesellschaftern zählt. „Wir wollten die kompletten Vorteile einer solchen Plattform heben. Dazu gehört, dass wir eine solche Transaktion auch ohne Hilfe einer Bank stemmen können“, sagt Worf.

„Einige Banken haben sich gewundert.“

Dieter Worf, Schott

Das Vorgehen hat in der Bankenwelt durchaus für Aufsehen gesorgt: „Einige Banken haben sich gewundert und noch einmal gefragt, ob wir wirklich exklusiv über die Plattform gehen wollen“, erzählt Worf. Aus seiner Sicht müssen sich die Institute darauf einstellen, dass sie in Zukunft bei standardisierten Fremdkapitalprodukten keine Rolle mehr spielen könnten. Gleichzeitig betont Worf, dass die Kernbanken, zu denen auch die Stuttgarter Landesbank gehört, wichtig bleiben. „Bei größeren Emissionen über 100 Millionen Euro ist man als Unternehmen sicher auf die Vermarktungskraft der Banken angewiesen.“

Auf den ersten Blick mutet das Manöver der selbst arrangierten Schuldscheinplatzierung gewagt an: Schott ist weder börsennotiert, noch verfügen die Mainzer über ein externes Rating. Außerdem waren sie schon lange nicht mehr am Schuldscheinmarkt aktiv. Doch: „Wir sind finanziell gut aufgestellt und verfügen über eine positive Nettoliquidität“, versichert Worf. Durch das geringe Emissionsvolumen war das Risiko zudem gering.

Schott-Treasury bekommt Training für Tool-Umgang

Die Vermarktung über die Digitalplattform lief nach Einschätzung des Treasury-Chefs rund. „Debtvision hat uns ein Training im Umgang mit dem Tool gegeben und die Qualitätssicherung gemacht. Das war im Preis inbegriffen und hat keine Extrakosten verursacht“, erklärt Worf. Die Kostenersparnis beziffert Schott auf bis zu 100.000 Euro. „Innerhalb von 24 Stunden war der Schuldschein dann voll gezeichnet. Nach zwei Werktagen waren wir deutlich überzeichnet und haben die Bücher geschlossen“, erläutert Worf. Live konnte das Treasury verfolgen, wie sich das Orderbuch füllte.

Aber musste das Schott-Treasury wegen der digitalen Emission bei den Konditionen einen Aufschlag hinnehmen? „Wir glauben nicht, dass es teurer für uns war“, sagt Treasurer Worf dazu. Der Schuldschein ist fix verzinst. Laut „Bloomberg“ ist Schott mit einer Spanne von 65 bis 80 Basispunkten über dem Dreijahres-Mid-Swap-Satz an den Markt gegangen. Wo die Mainzer genau gelandet sind, will Worf jedoch nicht verraten.

„Wir glauben nicht, dass es teurer für uns war.“

Dieter Worf, Schott

Ein netter Synergieeffekt des digitalen Schuldscheins: Das Schott-Treasury konnte das Darlehen mit einer eigens entwickelten Lösung verknüpfen, wie Worf erklärt. „Wir haben 2016 einen Banken-Share-Point entwickelt“, so der Treasurer. Darin bündelt Schott Finanzkennzahlen und weitere für die Kernbanken relevante Informationen. Die Institute können so über einen Datenraum stets auf die aktuellsten Zahlen zugreifen. „Für die Schuldscheinemission haben wir den Investoren diesen Datenraum zugänglich gemacht, so dass sich der Kommunikationsaufwand reduziert hat.“

Austausch mit Investoren digital leichter

Bei dem Austausch mit den Geldgebern sieht Worf ohnehin eine große Stärke der Plattformen: „Die Investoren konnten über die Plattform Fragen stellen, die wir dann beantwortet haben. Bei Bedarf konnten wir die Antwort dann allen zugänglich machen.“ Zusätzlich hat Schott noch einen klassischen Investoren-Call durchgeführt.

Der Investorenkreis des Schott-Schuldscheins besteht nun im Wesentlichen aus Volksbanken und Sparkassen sowie aus Förder- und Universalbanken. Zudem hätten sich während der Platzierung circa 20 neue Investoren bei Debtvision angemeldet, die vorher noch nicht auf der Plattform aktiv waren. „Das lag sicher daran, dass unsere Transaktion exklusiv über die Plattform vermarktet wurde. Das dürfte in Zukunft jedoch häufiger der Fall sein.“

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