Die Krise des angeschlagenen Reisekonzerns Thomas Cook wirkt sich auch auf den Zahlungsverkehr aus. Das britische Unternehmen, das seine Deutschlandzentrale in Oberursel bei Frankfurt hat, hat in einem Teilbereich seines Geschäfts vorübergehend das Sepa-Lastschriftverfahren als Zahlungsmöglichkeit eingestellt. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher gegenüber DerTreasurer. Zuvor hatte das Handelsblatt darüber berichtet.

Thomas-Cook-Krise trifft Zahlungsverkehr
Thomas Cook rechnet im Oktober mit Lösung
Von dem eingestellten Lastschriftverfahren sind Buchungen, die über die Thomas Cook International mit Sitz im Schweizer Pfäffikon abgewickelt werden, betroffen. Über diese Gesellschaft können Reisende Städte- und Hotelreisen buchen. „In diesem Bereich haben wir das Lastschriftverfahren mit einer Bank beendet“, erklärte der Unternehmenssprecher gegenüber DerTreasurer. Für die Zahlung von Pauschalreisen, die einen Gros des Umsatzes in Deutschland ausmachten, sei das Lastschriftverfahren aber weiterhin möglich.
Zu den Gründen wollte sich der Sprecher nicht äußern. Dem Handelsblatt zufolge hat Thomas Cook vor wenigen Wochen die Geschäftsbankbeziehung mit der Commerzbank beendet. Seither übernehme die deutsche Unicredit-Tochter Hypovereinsbank die Aufgaben. Die Abwicklungen von Lastschriften für Städte- und Hotelreisen gehören aber offenbar nicht dazu. Hier sucht das Unternehmen nach einem neuen Bankpartner. Gegenüber DerTreasurer erklärte der Sprecher nun, ein Update hierzu werde im Oktober erfolgen.
Thomas Cook plant Debt-to-Equity-Swap
Thomas Cook befindet sich gerade in einer schweren Krise: Den britischen Reisekonzern drückt eine Nettofinanzverschuldung von 1,25 Milliarden britischen Pfund (umgerechnet rund 1,34 Milliarden Euro). Demgegenüber stand ein Verlust von 1,5 Milliarden Pfund zum Halbjahr des Geschäftsjahres 2018/2019. Vor wenigen Wochen kündigte der Konzern deshalb an, eine finanzielle Restrukturierung anzustreben.
Am heutigen Montag teilte der Konzern nun mit, man befinde sich bezüglich der geplanten Rekapitalisierung in „fortgeschrittenen Gesprächen“ mit dem größten Aktionär, dem chinesischen Investor Fosun und den kreditgebenden Banken. Fosun und die kreditgebenden Banken wollen weitere Mittel zu den Mitte Juli angekündigten 750 Millionen britische Pfund zuschießen. Die zusätzliche Finanzspritze von 150 Millionen Pfund werde weiteren finanziellen Spielraum für die kommende Wintersaison 2019/2020 liefern und das Geschäft sichern.
Im Gegenzug für das frische Geld sollen Fosun und die Banken im Rahmen eines Debt-to-Equity-Swaps die Mehrheit an Thomas Cook übernehmen. Bereits Mitte Juli hatte der britische Konzern den Plan vorgestellt: Demnach sollen die Chinesen, die bisher mit 18 Prozent an der Gruppe beteiligt waren, künftig die Mehrheit des Reiseveranstaltergeschäfts übernehmen. Die Banken sollen hingegen die Kontrolle über das Airline-Geschäft, zu dem auch die deutsche Condor gehört, erhalten. Fosun werde an dieser Sparte einen „bedeutenden Minderheitsanteil“ bekommen, hieß es damals. Thomas Cook rechnet damit, die Rekapitalisierung Anfang Oktober umsetzen zu können.
Paulus[at]derTreasurer.de

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