Webasto kämpft um Finanzierung

Der kriselnde Autozulieferer Webasto hat noch rund einen Monat Zeit, bis eine Stabilisierungsvereinbarung mit seinen Banken ausläuft. Die Vereinbarung wurde kurz vor Weihnachten mit den Kernbanken, Schuldscheingläubigern und bilateralen Finanzierern getroffen. Wie Webasto im Februar gegenüber der DerTreasurer-Schwesterpublikation FI-NANCE mitteilte, läuft die Vereinbarung bis Ende Mai.Dabei geht es um nicht wenig Geld: Insgesamt wies das Unternehmen aus Stockdorf bei München im Jahresabschluss 2023 kurz- und langfristige Verbindlichkeiten in Höhe von fast 1 Milliarde Euro aus. Die Banken haben bei Webasto einen Konsortialkredit in Höhe von 681 Millionen Euro im Feuer. Der Kredit wird imSeptember 2026 fällig. Der Zulieferer hatte 2023 bereits die Covenants dieses Kredits gerissen, im Juli 2024 handelte er dann neue Bedingungen mit den Banken aus. Ob diese erneut gerissen wurden, ist nicht bekannt. Laut einem Bericht des Nachrichtendienstes Bloomberg gehören unter anderem BayernLB und Unicredit zu den Kreditgebern. Laut FINANCE -Informationen soll auch die DZ Bank zum Konsortium gehören.Markus Kurfürst leitet Webasto-TreasuryGeleitet wird die Finanzabteilung seit November 2024 von CFO Jörg Bremer. Der gestandene CFO kam vom Maschinen-und Anlagenbauer Krauss-Maffei. Zuvor war er als Finanzvorstand für den Autoverleiher Sixt tätig. Noch deutlich länger ist Treasurer Markus Kurfürst bei den Stockdorfern an Bord, seit 2012. Vorher war er unter anderem Leiter Treasury beim Modekonzern Hugo Boss und dem Pharmagroßhändler Andreae-Noris Zahn (inzwischen Alliance Boots).Die Finanzabteilung – speziell Bremer und Kurfürst – ist derzeit gefordert wie nie. Denn neben den existierenden Krediten hat sich laut unbestätigten Medienberichten ein Kapitalbedarf in dreistelliger Millionenhöhe aufgetan. Die Rede sei von 200 Millionen Euro, schreibt das „Handelsblatt“. Das gehe aus den ersten Ergebnissen des Sanierungsgutachtens hervor. Die Summe, die in den Medien kursiert, deckt sich nicht mit FINANCE-Informationen. Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass Webasto sogar wesentlich mehr Cash gebrauchen könnte, die Rede ist von mindestens einer halben Milliarde Euro. Webasto wollte dies gegenüber DerTreasurer und FINANCE nicht kommentieren.Die Frage stellt sich nun, woher das viele Geld kommt. Laut FINANCE-Informationen soll die Investmentbank Rothschild beauftragt worden sein, um frisches Geld einzuwerben. Ob es sich dabei um Fremd-oder Eigenkapital handelt, ist wohl noch unklar. Die Eigentümerfamilien Baier und Mey könnten weiteres Geld nachschießen.Auch bestehe die Option, dass ein neuer Investor einspringt. Doch beides gestalte sich schwierig. Die Eigentümer seien „definitiv nicht willens“, frisches Geld bereitzustellen, heißt es aus Beobachterkreisen. Auch die Suche nach einem Investor soll herausfordernd sein, will ein Unternehmenskenner wissen, der anonym bleiben möchte: „Immer weniger Investoren zeigen Interesse.“ Investoren könnten Kennzahlen wie die Abrufe der OEMs derzeit nur schwer prognostizieren, was wiederum eine Bewertung erschwere.Reibereien zwischen Beratern?Zudem soll laut FINANCE-Recherche intern eine „extrem angespannte Stimmung“ herrschen, wie eine mit dem Unternehmen vertraute Person berichtet. Grund dafür sollen zwei Seiten im Unternehmen sein, die jeweils um die Entscheidungsgewalt bei Webasto kämpfen sollen.Auf der einen Seite wäre da CRO Johann Stohner, der seit Januar 2025 im Amt ist und das Vertrauen der Banken genießen soll. Dafür sehen ihn offenbar die Eigentümerfamilien Baier und Mey kritisch. Auf der anderen Seite stehen die Eigentümerfamilien, der seit März amtierende CEO Jörg Buchheim und ein McKinsey-Beratungsteam um Partner Timo Kamp. Mit dem McKinsey-Mann auf ihrer Seite sollen die beiden Familienstämme offenbar ihre Position bei Entscheidungen innerhalb des Unternehmens stärken wollen. So wird in Branchenkreisen gemunkelt, dass vor allem die Beratungsgesellschaft McKinsey sich bei Webasto „breit machen“ will. Weder Webasto noch McKinsey wollten sich auf FINANCE-Anfrage dazu äußern.Geldsorgen, ängstliche Banken, Reibereien im Management: So viel ist sicher, der Autozulieferer Webasto steht vor aufregenden Wochen.

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