Unionpay will sich aus Russland zurückziehen.

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27.06.22
Cash Management & Zahlungsverkehr

China und die Rolle von Unionpay

Unionpay ist ein Zahlungsdienstleister über den gerade viel diskutiert werden. Eigentlich sollte Unionpay dafür sorgen, dass weiterhin Kreditkartenzahlung in Russland möglich ist. Doch die Chinesen wollen Visa und Mastercard in Russland nicht ablösen.

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges ist der Begriff „Unionpay“ immer häufiger zu hören gewesen. Dahinter verbirgt sich eine Vereinigung von Banken aus China, die Kreditkarten ausgeben. Laut eigener Auskunft zählt die 2002 gegründete Organisation 9 Milliarden Karteninhaber weltweit.

Doch können Kreditkarten des Anbieters bislang nur in Asien und Russland bei chinesischen Banken und deren Partnerbanken vor Ort beantragt werden. Ein Großteil der Transaktionen läuft innerhalb Chinas ab. Für Russland spielt Unionpay derzeit eine besondere Rolle, nachdem die beiden großen Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard im Zuge des Krieges ihre Dienste für russische Banken beendet haben. Das führte dazu, dass russische Einwohner plötzlich keine Auslandsgeschäfte mehr über diese Kartenanbieter tätigen konnten.

So wurde Unionpay zur Alternative, weil die Chinesen bereits mit russischen Instituten wie der Sberbank, der VTB-Bank und der Gazprombank zusammenarbeiteten. Laut Unternehmensangaben werden die Karten des Anbieters an 85 Prozent aller russischen Geldautomaten sowie Kreditkartenlesegeräten etwa in Geschäften, Supermärkten und Restaurants akzeptiert. Auch der größte russische E-Commerce-Anbieter Ozon ermöglicht seit Mitte 2021 Zahlungen via Unionpay.

Unionpay will sich aus Russland zurückziehen

Doch die erhoffte Lösung ist zunächst geplatzt: Unionpay weigerte sich, die Zusammenarbeit mit der Sberbank, dem größten russischen Finanzinstitut, auszubauen. Und auch die Verhandlungen mit anderen Banken sollen abgebrochen worden sein. Das berichteten die Moscow Times und die russischsprachige RBC bereits Mitte April. „Das Projekt ist vorübergehend auf Eis gelegt“, zitierte RBC eine von mehreren ungenannten Bankquellen. Zudem sollen auch Bestandskunden ihre Unionpay-Karten nicht wie gewohnt nutzen können.

Offenbar befürchtet Unionpay, selbst zum Ziel westlicher Sanktionen werden zu können, wenn man Geschäfte mit den russischen Banken vollzieht, die von Embargos belegt sind. Die Umsätze, die mit mehr russischen Kunden möglich wären, dürften das wegfallende Geschäft im Rest der Welt kaum kompensieren können.

Solange Unionpay sich nicht anders entscheidet, bleibt für die Kunden russischer Banken die Nutzung von Kreditkarten im Ausland jedenfalls vorerst eine Unmöglichkeit. Außerdem muss sich erst noch zeigen, ob sich Unionpay auch außerhalb Chinas als neuer Player im Zahlungsverkehr etablieren kann.

s.backhaus[at]dertreasurer.de