Wegen Instant Payments müssen Banken noch genauer ihre Liquidität prüfen.

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27.09.23
Cash Management & Zahlungsverkehr

Instant Payments werden gefährlich für Banken

Instant Payments sollen verpflichtend werden. Den Banken könnte dadurch ein technischer Zahlungsausfall drohen, sie benötigen mehr Liquidität.

Die EU-Kommission will Instant Payments verpflichtend machen: Ab 2024 sollen alle Banken Echtzeit-Zahlungen anbieten. Dieser Schritt könnte für die Banken allerdings gefährlich werden, schätzt Treasury-Experte Oliver Schwarz vom Consulting- und Softwarehaus PPI. Der Grund: Das Zentralbankkonto des jeweiligen Instituts werde sofort belastet, wenn Kunden etwas in Echtzeit bezahlen oder Geld überweisen wollten. Den Banken fehle damit wertvolle Zeit, um während eines Tages ihr Zentralbankkonto ausgeglichen zu halten. Komme es nur für einen kurzen Augenblick zu einem negativen Saldo, könnte die Bank eingehende Aufträge nicht mehr erfüllen. „Das bedeutet einen technischen Zahlungsausfall“, warnt Schwarz.

Anders als bei klassischen Sepa-Zahlungen könnten die Banken das Problem kaum selbst lösen. Bislang habe gegolten, dass das Geld an einem bestimmten Tag (Valuta) auf dem Zielkonto eingehen musste. In der Praxis sei es deshalb möglich, kurzfristig für mehr Liquidität auf dem eigenen Zentralbankkonto zu sorgen oder Aufträge zurückzuhalten, bis frisches Geld beispielsweise durch Zahlungseingänge bereitstehe.

Bei in Echtzeit verarbeiteten Zahlungen würden Clearing und Settlement im selben Augenblick stattfinden. Eine Bank hätte keine Chance mehr zu reagieren, falls ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt die nötige Liquidität fehle. Wie schwierig das ist, erklärt Schwarz anhand einer Rechnung: Angenommen, eine Bank geht davon aus, dass ihr an einem Tag 100 Millionen Euro zufließen und 110 Millionen Euro abfließen.

Liquiditätsplanung wird zur Herausforderung

Im besten Fall laufen alle Eingänge ein, bevor die ersten Abgänge beauftragt werden. 10 Millionen Euro Puffer würden ausreichen, um alle Aufträge korrekt zu erledigen. Geht das Geld aber erst ab, bevor etwas eingeht, müssten 110 Millionen Euro als Puffer auf dem Konto liegen. Damit würden Instant Payments es europäischen Banken erschweren, ihre Liquidität richtig zu planen.

Schwarz empfiehlt, dass Banken ihren Cashflow noch genauer vorausplanen und dafür sorgen sollten, dass veränderte Parameter schnell in die Modelle einfließen. Er sieht auch den Gesetzgeber am Zug: „Wenn wir einem an sich liquiden Institut wegen einer einmaligen Fehldisposition gleich die rote Karte zeigen, dürfte das an den Märkten für erhebliche Unruhe sorgen.“ Auch die Ratingagenturen sollten sich mit der Thematik befassen. Ein gangbarer Weg könnte sein, negative Salden auf einem Zentralbankkonto erst am nächsten Bankarbeitstag ausgleichen zu müssen.

s.backhaus[at]dertreasurer.de