Die anstehende Umstellung im Zahlungsverkehr auf den Formatstandard ISO20022 wird bei Banken in den kommenden Jahren einige Ressourcen in Anspruch nehmen. „Die Migrationen von Target2 und Swift sind sowohl prozessual als auch IT-seitig Mammutprojekte für die Banken“, sagt Sven Korschinowski, Partner und Payment-Experte bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG. „Einige kleinere und mittelgroße Häuser unterschätzen den Aufwand. Dabei wird die Umstellung mindestens so aufwendig wie bei Sepa.“

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ISO20022-Umstellung wird so groß wie Sepa
Vor allem kleinere Banken hinken hinterher
Noch bleibt den Häusern etwas Zeit: Swift beginnt mit der Umstellung erst 2021 und lässt eine Übergangsfrist bis 2025. Für das Großbetragszahlungssystem Target2 gibt es mit 2021 aber eine harte Deadline. Sind Banken nicht rechtzeitig lieferfähig, könnte das auch Treasurer vor Probleme stellen: „Im Worst Case würde eine Bank den Zugang zu Zentralbankliquidität verlieren“, so Korschinowski. Diese Gefahr schätzt er jedoch als gering ein – zumal die Großbanken, mit denen Corporates gewöhnlich ihren Zahlungsverkehr betreiben, die Systemumstellung in der Regel bereits auf der Agenda hätten.
Allerdings könnten im Korrespondenzbankennetzwerk der jeweiligen Hausbank durchaus kleinere Banken sein, die die ISO20022-Nachrichten dann noch nicht verarbeiten können. Das könnte wiederum dafür sorgen, dass Zahlungen an Empfänger über solche kleineren Banken nicht ankommen. „Deshalb sollten Treasurer frühzeitig das Gespräch mit ihren Banken suchen und den Stand der Vorbereitungen abfragen“, rät der KPMG-Experte.
Treasurer sind zumindest indirekt betroffen
Hinzu kommt, dass die Swift-Umstellung auf ISO20022 auch Anpassungen in den Verbuchungssystemen der Unternehmen erfordern dürfte. Das gilt zumindest dann, wenn die Treasury-Abteilungen heute noch Kontoauszüge per MT940 oder MT942 von den Banken erhalten. „Da die Verbuchung oftmals automatisiert läuft, müssen diese Unternehmen nachjustieren, wenn die Banken auf camt-Nachrichten umstellen“, meint Dieter Wagenknecht, Corporate-Treasury-Spezialist bei KPMG.
Hintergrund: Seit der Sepa-Einführung ist der camt.053 als Kontoauszugsformat möglich, viele Unternehmen setzen aber weiterhin auf die MT-Formate. Zwar betrifft die ISO20022-Migration nur den Interbankenzahlungsverkehr, wie Swift bekräftigte. Allerdings könnten einige Banken die Umstellung nutzen, auch den MT940 auslaufen zu lassen.
Unternehmen, die derzeit planen, ihren globalen Zahlungsverkehr zu zentralisieren, und in diesem Zuge auf ISO20022 setzen, sollten zudem den Migrationsplan ihrer Kernbanken abfragen, rät Wagenknecht. „Gleichzeitig erhoffe ich mir durch die verpflichtende Umstellung auf XML eine größere Dynamik beim Thema Electronic Bank Account Management (eBam).“ Das wiederum dürften viele Unternehmen begrüßen.
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