CMC: VoP und Instant Payments im Treasury-Fokus

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Bei hochsommerlichen Temperaturen kamen am 24. Juni über 160 Treasury-Experten und Cash Manager in der Kölner Wolkenburg zusammen, um sich gemeinsam auf dem „13. Cash Management Campus“ über aktuelle Themen im Treasury auszutauschen.

Den Auftakt der Veranstaltung machte Liane Santenero, Head of Corporate Coverage Germany, vom Mitveranstalter BNP Paribas. In ihrer Begrüßung setzte Santenero gleich den Ton für den restlichen Tag: Sie sprach über die Notwendigkeit der Digitalisierung des Treasury, die unberechenbaren Zollpakete von US-Präsident Donald Trump sowie die zahlreichen weiteren geopolitischen Brandherde. Die Kernbotschaft der Bankerin: Ein solides Liquiditätsmanagement ist das A und O im aktuell so ungemütlichen Marktumfeld.

Das wurde auch in der anschließenden Auftaktdiskussion deutlich. Hier sprachen Stephan Albers (HRS Group), Witold Kastigen (Mister Spex) und Andrej Ankerst (BNP Paribas) über die vielfältigen Herausforderungen für Treasurer im Jahr 2025. Gleich zu Beginn betonte Andrej Ankerst, wie wichtig es in der aktuellen Weltlage ist, als Treasurer auf kurzfristige Veränderungen reagieren zu können. Voraussetzung dafür: ein ausreichend dickes Liquiditätspolster, das sich vielerorts derzeit im Aufbau befinde.

Cash ist und bleibt King für Treasurer

Auch für Mister Spex genießt Liquidität höchste Priorität, erklärte Witold Kastigen. Nach dem Börsengang habe der sich momentan restrukturierende Optiker viele Investitionen getätigt, um Marktanteile zu gewinnen. Nun gehe es vor allem darum, Transparenz über die Cash-Situation zu schaffen und profitabel zu werden.

Auch Stephan Albers stellte fest, dass Cash in den aktuellen Zeiten wieder King ist. Banken würden immer häufiger danach fragen. Für ihn ist das Cash Management untrennbar mit der Digitalisierung des Treasury verbunden.

Regulatorische Themen dominieren

Neben dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), beispielsweise für die Liquiditätsplanung, wurde in der Auftaktrunde daher auch intensiv über die Umstellung auf den Zahlungsverkehrsstandard ISO 20022, Instant Payments und die Verification of Payee (VoP) diskutiert.

Wie anspruchsvoll die Herausforderungen in diesem Kontext sind, zeigte auch eine Umfrage im Publikum. Als derzeit zentrale Treasury-Themen wurden neben der Liquiditätsplanung vor allem die VoP und Instant Payments genannt.

24/7 Treasury: Was kommt auf die Branche zu?

Das anschließende On Stage Interview mit Norbert Hambloch vom Verband Deutscher Treasurer mit dem Titel „24/7 Treasury: Was kommt auf das Treasury zu?“ drehte sich ebenfalls stark um die neue Instant-Payments-Verordnung. Ein Treasurer äußerte die Sorge, dass am 9. Oktober, an dem die Umstellung auf Instant Payments erfolgen soll, Chaos infolge ausbleibender Zahlungen ausbrechen könnte.

Insgesamt herrscht laut Hambloch derzeit noch viel Aufklärungsbedarf. Er mahnte die Unternehmen, in Vorbereitung auf den 9. Oktober die eigenen Stammdaten zu prüfen, die bei den Banken für Zahlungen hinterlegt sind, um zurückgewiesene Zahlungen im Rahmen der VoP aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen Empfängername und IBAN zu vermeiden. Einmal eingespielt, böten Instant Payments jedoch große Chancen, etwa die europaweite Organisation des eigenen Cash Poolings oder die Ablösung von Eilüberweisungen.

Optimierter Zahlungsverkehr anhand von Use Cases

Um die Optimierung und Koordinierung des Zahlungsverkehrs ging es auch im Praxisvortrag von Fabian Trostorf (Bayer) und Kai Marzenell (Broadridge). Der Dax-Konzern hat mit Hilfe eines Swift-Service-Büros von Broadridge, das direkt an das Treasury Management System der Leverkusener gekoppelt ist, den eigenen Treasury-Zahlungsverkehr optimiert.

So zentralisiert Bayer den Zahlungsverkehr mit seinen zahlreichen Hausbanken zukünftig auf einen Kanal, den Finplus-Kanal von Swift. Die Koordination der Zahlungen übernimmt dabei das Service-Büro. Zudem nutzt der Konzern die Tracking-Funktion des Service-Büros, um den Weg der eigenen Ausgangs–, aber auch der Eingangszahlungen zu verfolgen.

Hochvolatiles Makroumfeld

Nicht fehlen durfte natürlich auch der alljährliche Vortrag zur Makroökonomie. Kein einfaches Unterfangen bei den sich tagtäglich überschlagenden Schlagzeilen. Die Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine sowie Donald Trumps erratische Politik und Zollpläne machen die makroökonomische Lage immer unsicherer und weniger planbar.

Einige allgemeingültige Aussagen konnte Michal Dybula, Chefvolkswirt von BNP Paribas in Polen, dennoch treffen. Europa müsse in der aktuell wirtschaftlich schlechten Lage ein neues Wachstumsmodell finden. Der Schlüssel dafür liege in einer stärkeren Binnennachfrage.

Wie Treasurer ihre Liquiditätsplanung verbessern

Schwierigkeiten bei Planungen und Vorhersagen aufgrund der geopolitischen Situation waren auch in den übrigen Vorträgen des Tages das zentrale Thema. In der zweiten Diskussionsrunde ging es daher erneut um die Optimierung des Liquiditätsmanagements. Im Gespräch mit Annette Gilles (The Treasury Experts), Simon Schäfer (Embat) und Peter Radtke wurde dabei noch einmal deutlich, wie wichtig eine saubere Datenbasis als Grundlage für das Cash Management ist. Peter Radtke betonte, dass jedes Unternehmen zunächst die eigene Liquiditätsausstattung kennen müsse, bevor Tools zur Planung, beispielsweise mit Künstlicher Intelligenz, implementiert werden könnten.

Interims-Treasurerin Annette Gilles berichtete, dass es bei vielen Restrukturierungsfällen genau an diesen Punkten im Cash Management hake. Eike Maybaum (Thede Consulting) wiederum erklärte in seinem Vortrag, welche Potentiale Embedded Finance für Treasury-Abteilungen berge. Dieses im Konsumentenbereich weit verbreitete Konzept wird seiner Überzeugung nach auch im B2B-Umfeld immer relevanter.

Einblicke in die Treasury-Praxis

Spannende Praxiseinblicke gewährten außerdem Treasurer der Großkonzerne Henkel und Covestro. Dass eine saubere Datenbank der Schlüssel zu einer KI-basierten Liquiditätsplanung ist, zeigte Blerim Osmanaj, Head of Corporate Financial Controlling bei Covestro. Der Konzern hat ein Tool entwickelt, um die eigene Liquiditätsplanung durch datengetriebene Modelle effizienter zu machen. So sollen die Liquiditätsreserven von Covestro schrumpfen und Kosten im dreistelligen Millionenbereich eingespart werden, ohne dabei die Zahlungssicherheit des Konzerns zu gefährden.

Das Tool kombiniert klassische Statistik mit Machine Learning und konnte im ersten Einsatzjahr bereits durch eine effiziente Liquiditätsplanung Zinskosten in Höhe von 6 Millionen Euro einsparen. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ermöglicht es Covestro dabei, agil auf geopolitische Risiken und Marktveränderungen zu reagieren.

Neuer Programmpunkt beim CMC

Auch Henkel hat intern eine analytische Plattform für das strategische Cash Management entwickelt, die Cord Harms, Head of Treasury Solutions Consulting bei Henkel, vorstellte. Die Plattform unterstützt den Konzern bei Angebotsanfragen bei Banken im Cash-Management-Bereich, bei der optimalen Anlage von Kapital weltweit und bei der Liquiditätsplanung im Konzern.

Neben all den Treasury-Kernthemen gab es auch einen neuen Programmpunkt auf dem „13. Cash Management Campus“: das Speed Networking. Hier konnten sich die Teilnehmer in einem lockeren Rahmen austauschen. Dabei wurden ganz einfach neue Kontakte geknüpft, die beim traditionellen Glas Kölsch am Abend weiter vertieft werden konnten.

Lea Teckentrup ist Redakteurin bei DerTreasurer und FINANCE. Zuvor arbeitete sie als Wirtschaftsjuristin im Bereich Debt Capital Markets in einer internationalen Großkanzlei. Sie hat Wirtschaftsrecht im Bachelor und im Master an der Universität Osnabrück sowie an der Universität Siegen studiert.

Philipp Hafner ist Redakteur bei DerTreasurer und FINANCE. Er hat Volkswirtschaftslehre an der Universität Bayreuth sowie an der University of Amsterdam studiert. Zuvor arbeitete Philipp Hafner mehr als sechs Jahre bei der Verlagsgruppe Knapp/Richardi, zunächst als Volontär, anschließend dann als Redakteur für die Fachzeitschrift „Immobilien & Finanzierung“.