Foto Heidelberg Materials.

09.02.23
Finanzen & Bilanzen

Heidelberg Materials nutzt neuartiges CP-Programm

Heidelberg Materials startet mit zwei grünen Finanzierungen in das neue Jahr. Neben einem Sustainability-linked Bond hat der Konzern ein nachhaltiges Commercial-Paper-Programm aufgelegt – inklusive eines neuen Sustainability Target Agent.

Heidelberg Materials war in diesem noch jungen Jahr am Green-Finance-Markt äußerst aktiv: Neben einem Sustainability-linked Bond über 750 Millionen Euro hat der Konzern ein nachhaltiges Commercial-Paper-Programm aufgelegt. Die Ausgestaltung unterscheidet sich von anderen Programmen: „Bisher gab es nur nachhaltige Commercial-Paper-Programme, die mit einem ESG-Rating verknüpft sind. Das heißt, wenn das Rating wegfällt, ist das CP-Programm nicht mehr nachhaltig. Das hat unseren Ansprüchen nicht genügt“, erklärt Treasury-Chef Severin Weig.

Heidelberg Materials wollte stattdessen sein Sustainability-linked Financing Framework in das 2 Milliarden Euro schwere Programm integrieren: In diesem Framework wurde das Sustainable Performance Target (SPT) festgelegt, bis 2026 bei der Produktion die CO2-Emissionen pro Tonne zementartiges Material von aktuell rund 560 Kilogramm auf 500 Kilogramm CO2 zu senken. Das Problem dabei sei, dass der Zeitpunkt der Zielerreichung oder -verfehlung nach Ende des Vertragsverhältnisses von Investor und Emittent liege, erläutert der Treasurer. Die Dauer des Vertragsverhältnisses kann bei einem CP-Wertpapier teilweise nur eine Woche oder einen Monat betragen. Damit kann bei einer Verfehlung des Nachhaltigkeitsziels auch keine Kompensationszahlung an den Investor fließen. „Das ist anders als bei einem nachhaltigen Bond. Wegen der längeren Laufzeit kann man diesen so ausgestalten, dass die Feststellung der Zielerreichung vor Fälligkeit des Bonds liegt“, sagt Weig.

Heidelberg Materials setzt auf Lösung mit ING

Um dieses Problem zu lösen, hat sich Heidelberg Materials zusammen mit der ING einen innovativen Mechanismus überlegt. Zunächst fließt ein möglicher Step-up nicht an die Investoren, sondern an eine gemeinnützige Einrichtung. „Wenn wir unser CO 2-Ziel im Jahr 2026 nicht erreichen, spenden wir einen Step-up in Höhe von 7,5 Basispunkten an Birdlife, eine internationale Naturschutzorganisation, die sich für Biodiversität einsetzt“, so Weig. Das Problem bleibt aber weiterhin: „Die Investoren können schwer prüfen, ob ein Unternehmen das Geld auch wirklich spendet, vor allem, wenn das Vertragsverhältnis bereits seit mehreren Jahren mit uns beendet ist“. Deshalb haben Weig und sein Team zusammen mit ihrem Bankpartner einen „Sustainability Target Agent“ entwickelt. Dieses Vertragswerk regelt, dass die ING mit der Prüfung beauftragt wird. Sie prüft, ob die Ziele eingehalten wurden und, falls nicht, ob die Spendenzahlungen getätigt wurden. „Das ist ein völlig neues Konzept, das auch auf andere Unternehmen übertragbar ist“, betont Weig.

Für den Sustainability Target Agent gebe es einen separaten Vertrag zwischen ING und Heidelberg Materials - Investoren sind nicht daran beteiligt. Etwa drei Monate habe das Team von Weig daran gearbeitet, aber der Arbeitsaufwand sei überschaubar gewesen. „Das lag auch daran, dass wir auf unser bestehendes CP-Programm aufgesetzt haben.“

Bond musste verschoben werden

Auch die Vorbereitungen für den Sustainability-linked Bond hätten schon im vergangenen Jahr begonnen, berichtet Weig. Der Bond baut wie auch das CP-Programm auf dem Sustainability-linked Financing Framework auf, das im vergangenen Frühjahr vorgestellt wurde. „Eigentlich wollten wir den Bond schon im Herbst vergangenen Jahres begeben, wir haben uns aber wegen der Marktturbulenzen dagegen entschieden.“

Die Emission erfolgte schließlich am Freitag, dem 13. Januar. „Ich weiß nicht, ob andere Emittenten durch das Datum abgeschreckt waren, auf jeden Fall hat uns genützt, dass wir an dem Tag der einzige Emittent waren“, sagt Weig schmunzelnd. Gekoppelt ist der Kupon in Höhe von 3,75 Prozent an die zwei CO2-Ziele, einmal an das bereits bekannte Ziel für 2026 aus dem CP-Programm und außerdem an ein Ziel für das Jahr 2030, das auf 400 Kilogramm CO2-Emissionen pro Tonne zementartiges Material festgelegt wurde. „Mit der Tatsache, dass die Zielerreichung in den Jahren 2026 beziehungsweise 2030 gemessen wird, begründet sich auch die lange Laufzeit bis 2032“, erklärt der Treasurer.

In den Gesprächen mit den Investoren habe er den Wunsch vernommen, dass es keine Erhöhung des Nominalbetrags bei Rückzahlung geben solle, sondern einen Kupon-Step-up. „Wenn wir unser Ziel für das Jahr 2026 nicht erreichen, ist der Kupon in den Folgejahren 15 Basispunkte höher. Beim Verfehlen des Ziels für 2030 erhöht sich der Kupon um 35 Basispunkte.“ Diese Step-ups fließen, anders als beim CP-Programm, an die Investoren selbst. Als Second Party Opinion für das Sustainability linked Financing Framework holte man sich DNV ins Boot.

Eine weitere Kennzahl, die Heidelberg Materials in seinem Framework festgelegt hat, bezieht sich auf das abgeschiedene CO2. Der Konzern baut gerade die weltweit erste CO2-Abscheideanlage im industriellen Maßstab in einem Zementwerk im norwegischen Werk Brevik. Damit sollen bis 2030 insgesamt 10 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden. Die Kennzahl „CO2-captured“ könne in künftigen Finanzierungen vorkommen, das Thema sei aber noch im Fluss, erläutert Weig.

brendel[at]dertreasurer.de

Dieser Artikel ist zuerst im DerTreasurer E-Magazin erschienen. Die ganze Ausgabe zum Herunterladen finden Sie hier.