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03.03.15
Finanzen & Bilanzen

Kredite: Euribor-Floor ist neuer Standard

Immer mehr Banken bestehen bei Kreditverträgen auf einem sogenannten „Euribor-Floor“. Was passiert, wenn die Phase der Negativzinsen länger andauert?

Die Negativzinsen sind in Deutschland angekommen. Das haben in den vergangenen Monaten vor allem Unternehmen gespürt, die bei ihren Banken größere Summen anlegen wollten. Zunehmend wälzen die Geldhäuser die negativen Zinsen auf Anleger über, seit der Einlagenzins der Europäischen Zentralbank mit minus 0,2 Prozent negativ ist. Was zunächst ein Einzelphänomen war, ist inzwischen gewissermaßen Standard. Auch am Anleihenmarkt schlagen die Negativzinsen beziehungsweise Negativrenditen immer wieder durch.

Was bedeutet die Entwicklung für Finanzierungen und Zinsswaps, die an Euribor & Co. gebunden sind? Alle Referenzzinssätze sind in den vergangenen Monaten immer wieder in den negativen Bereich gekommen. „In Zeiten dünner Kreditmargen frisst ein negativer Euribor die Zinsmarge zusätzlich auf“, sagt Ulrich Kittmann, Gruppenleiter im Bereich strukturierte Finanzierung der DZ Bank. „Deshalb verlangen Banken in Kreditverträgen einen Euribor-Floor von null Prozent, falls der Euribor negativ wird.“ Mit anderen Worten: Es kann nie zu einem Negativzins kommen, die Bank zahlt nicht drauf.

Marktkonsens für syndizierte und bilaterale Kredite

Tatsächlich hat sich auf Bankenseite hier ein Marktkonsens herausgebildet. „Die sogenannte Floor-Klausel, das heißt Euribor größer gleich null, ist seit einigen Monaten Standard in syndizierten Kreditverträgen“, erklärt Thomas Haas, Global Head of Loan Syndication bei der BayernLB. Die Loan Market Association (LMA) hat entsprechende Formulierungen entwickelt. „Auch in unseren bilateralen Verträgen haben wir üblicherweise eine solche Vereinbarung“, ergänzt Haas. Ähnlich sieht es bei der Royal Bank of Scotland (RBS) aus, sagt Christoph Weaver, Deputy Head of EMEA Loan Markets: „Die meisten Kredite, die in letzter Zeit angepasst oder unterschrieben wurden, beinhalten auch einen Libor- bzw. Euribor-Floor.“ In vielen Krediten seien Banken zusätzlich durch eine Utilisation-Fee geschützt, die unabhängig von dem Libor bzw. Euribor bei Ziehungen zu zahlen ist.

Doch die Frage stellt sich: Warum setzen die Banken bei Ausleihungen einen Floor, während sie bei Einlagen Strafzinsen kassieren? „Ein Euribor-Floor von null wird durch die Banken damit begründet, dass der Euribor zwar der Referenzsatz ist, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen, aber die tatsächlichen Einstandssätze der Banken in der Regel höher sind“, erklärt DZ-Banker Ulrich Kittmann. Er räumt aber ein: „Ein Euribor-Floor ist mit Kunden wohl kaum zu verhandeln, wenn ich denselben Kunden auf der Anlageseite Strafzinsen berechne.“ Zudem sei ein Euribor-Floor mit Firmenkunden besonders problematisch, wenn gleichzeitig Zinssicherungsgeschäfte bestehen. Bei einem Euribor-Floor könnten sich bei einem Zinsswap die Finanzierungskosten erhöhen, wenn sie in den negativen Bereich fallen.

Diese Fragen rund um die Finanzierung dürften noch zu kniffligen Gesprächen zwischen Unternehmen und Banken führen – besonders wenn die Zinsen nachhaltig negativ bleiben.

Dentz[at]derTreasurer.de

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