Coupa mit Sitz in der Nähe von San Francisco geht an einen Finanzinvestor.

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13.12.22
Software & IT

Bellin-Mutter Coupa geht an Finanzinvestor

Der Private-Equity-Investor Thoma Bravo kauft den Softwarekonzern Coupa. Für deutsche Kunden des TMS-Anbieters dürfte die Unsicherheit damit weiter steigen.

Der nächste große Deal in der Branche für Treasury-Systeme: Der Softwarekonzern Coupa, der vor zwei Jahren den deutschen Marktführer Bellin erworben hat, wird vom Finanzinvestor Thoma Bravo gekauft. Man habe eine definitive Einigung erzielt, hieß es in einer Mitteilung. Der M&A-Deal beinhaltet auch eine Minderheitsbeteiligung einer Tochtergesellschaft der Abu Dhabi Investment Authority (ADIA). Die Transaktion soll im ersten Halbjahr 2023 abgeschlossen werden.

Die neuen Coupa-Eigner greifen für den Deal tief in die Tasche. Man werde 81 Dollar pro Aktie zahlen, was einem Aufpreis von 77 Prozent gegenüber dem Kurs vom 22. November entspräche, hieß es. Nach diesem Stichtag waren ersten Gerüchte aufgekommen, dass Coupa sich in Verkaufsverhandlungen befindet. Damit hat Thoma Bravo offenbar den Private-Equity-Investor Vista Equity Partners ausgestochen, der laut dem Nachrichtenportal „Bloomberg“ ebenfalls Interesse gehabt haben soll. 

Finanzinvestoren kämpfen um Coupa

Coupa wird bei der Transaktion – inklusive Schulden – mit 8 Milliarden US-Dollar bewertet, was beim derzeitigen Wechselkurs umgerechnet 7,6 Milliarden Euro sind. Coupa war 2016 zu einem Preis von 18 Dollar je Aktie an die Börse gegangen, für Hauptaktionär HMI Capital Management dürfte sich das Investment entsprechend gelohnt haben. Das Allzeithoch von Coupa aus dem Februar 2021 hatte sogar bei 377 Dollar gelegen. Coupa wird nun von der Börse genommen.

Die Tech-Branche war durch die verschiedenen globalen Krisen zuletzt unter Druck geraten. Der Technologieindex für Nordamerika von S&P hat in den vergangenen zwölf Monaten ein Drittel eingebüßt. Insofern scheint der erzielte Kaufpreis für Coupa und seine Aktionäre ein Erfolg zu sein.

Das schwierige Umfeld scheint bei der Transaktion eine entscheidende Rolle gespielt zu haben. Man habe sich strategische und Finanzinvestoren angeschaut, sagte Roger Siboni, Coupas Lead Independent Director. Weiter: „Das Board of Directors hat die Transaktion im Vergleich zu den eigenständigen Aussichten des Unternehmens im derzeitigen makroökonomischen Klima bewertet und festgestellt, dass die sichere Barzahlung im Rahmen der Transaktion einen überlegenen risikobereinigten Wert im Vergleich zu den eigenständigen Aussichten des Unternehmens bietet.“

Die Zeichen bei Coupa stehen nun auf weiterem Wachstum. Die frischgebackenen Partner wollen sowohl organisch als auch durch M&A-Deals weiter wachsen. 

Haben Treasury-Kunden das Nachsehen?

Für deutsche TMS-Kunden von Coupa wächst die Unsicherheit nun erneut. Nach der Übernahme von Bellin hatten sich Treasurer über einen verschlechterten Service beschwert, zudem waren viele langjährige Manager zur Konkurrenz gewechselt. Ein neuer Eigner bringt weitere Unruhe in diese Gemengelage. 

In den Fokus dürfte nun folgende Frage rücken: Wie wichtig sind Treasury und der DACH-Raum für Coupa und seinen neuen Eigentümer tatsächlich? In der Mitteilung beschreibt sich Coupa als Spezialist für Business Spend Management, das Wort Treasury fehlt komplett.

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