Immer wieder erarbeiten Kriminelle neue Maschen, um Geld aus Unternehmen abzuziehen. Derzeit besonders gefährlich ist die Payment Diversion, bei der Betrüger beispielsweise die Stammdaten von Lieferantenkonten ändern.
Den Maschen ist eins gemein: Sie basieren größtenteils auf Social Engineering, der Faktor Mensch ist der große Schwachpunkt. Besonders problematisch ist für Unternehmen, dass die Gefahr häufig aus dem Konzerninneren kommt: Lieferanten oder Mitarbeiter kennen die Genehmigungslimits. Sie wissen zudem, wer gerade im Urlaub ist. Ein Kilometer bei der Reisekostenabrechnung mehr, hier ein Beleg doppelt eingereicht. Die Schäden können schnell sechsstellige Euro-Beträge erreichen.

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Wie KI Betrug im Treasury verhindern kann
KI rettet im Schnitt 1,7 Millionen Dollar Umsatz
Was passiert also, wenn man die menschliche Komponente herausnimmt und durch künstliche Intelligenz (KI) ersetzt? „Künstliche Intelligenz kann helfen, weil sie sich Trends anschauen kann, die einem menschlichen Auge entgehen“, sagt Frank Cappel vom Softwarehaus Coupa. Kunden würden durch den Einsatz von KI im Schnitt 1,7 Millionen US-Dollar Umsatz freisetzen, der nicht durch Betrug verlorengeht. Mittels „Natural Language Processing“ oder regelbasierter Analysen könnte KI etwa schauen, wo Rechnungen häufig knapp unter Genehmigungslimits bleiben. Laut Cappel sind besonders doppelte oder unberechtigte Rechnungen mit kleinteiligen Beträgen ein Problem.
Jörg Wiemer, Gründer und CSO des Softwarehauses TIS, sieht die Mustererkennung ebenfalls als große Stärke der Algorithmen. „KI kann zusätzlich auch eingesetzt werden, um Muster unter den ,False Positives' zu erkennen, also gewisse Faktoren, die immer wieder fälschlicherweise zu Alerts führen, die sich im manuellen Review aber dann als korrekte Zahlung herausstellen“, sagt er.
Ein Problem insbesondere für kleinere Treasury-Abteilungen ist jedoch, dass ihre Datenmengen oft nicht ausreichen, um die Algorithmen mit genügend Informationen zu füttern. Häufiger sieht man daher momentan, dass IT-Dienstleister wie TIS versuchen, die Daten verschiedener Kunden anonymisiert zusammenzuführen. Wiemer berichtet von einer enormen Nachfrage nach dem relativ neuen TIS-Produkt. Ob Treasurer tatsächlich gewillt sind, ihre Unternehmensdaten anonymisiert zur Verfügung zu stellen, wird sich weisen müssen. Speziell das Thema Datenschutz sorgt bei einem solchen Community-Ansatz für Bauchschmerzen. Die Angst: Vielleicht gibt es ja doch ein Leck.
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