Geopolitische Risiken treffen Anleger

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Zinswende, geopolitische Konflikte, Nachhaltigkeit und Co. – die Herausforderungen, die auf der diesjährigen „Assets & Liability Convention“ (ALC) besprochen wurden, waren mannigfaltig. In der Grand Hall der Zeche Zollverein in Essen traf sich Ende September die Crème de la Crème der deutschen Institutionell-Investor-Szene: Rund 200 Vertreter großer Versorgungswerke, Versicherer und auch die Pensionsverantwortlichen deutscher Unternehmen waren anwesend.

Den Start machte der ehemalige Generalleutnant und kommandierende General der US-Landstreitkräfte in Europa, Ben Hodges. Eindrücklich beschrieb er die Lage in der Ukraine und die der Anrainerstaaten des Schwarzen Meeres. „Wenn Deutschland und die USA weiterhin stark an der Seite der Ukraine stehen, kann Russland nicht gewinnen“, so das Fazit von Hodges.

Vor diesem Hintergrund wirft der aktuell eskalierende Streit im US-Repräsentantenhaus um den Haushalt – inklusive der Hilfen für die Ukraine – Fragen auf. Aber auch in Deutschland und der EU bröckelt die Unterstützung. Putin spiele auf Zeit und hoffe auf einen Wahlsieg Trumps, glaubt Hodges. Wie gehen institutionelle Anleger mit solch geopolitischen Risiken um? Das diskutierten Vertreter von BBV, der Metallrente, R+V und Thyssenkrupp auf einem Podium. Es zeigte sich dabei: Das Exposure der Anleger gegenüber Russland war nicht sehr groß. Aber sie mussten in der Regel dennoch Verluste in Kauf nehmen.

Knifflige Gemengelage für Instis

Schwieriger ist die Lage in Bezug auf China. Der Konflikt mit Taiwan schwelt, doch noch hält Militärexperte Hodges China nicht stark genug für eine Attacke. „Das dürfte noch vier bis fünf Jahre dauern“, glaubt er. Für institutionelle Investoren ist die Gemengelage knifflig: Einige investieren nur in Emerging Markets ohne China. Doch auch sie wären indirekt von einem Krieg betroffen, ist doch die deutsche Wirtschaft eng mit der chinesischen verwoben (siehe Seite 2). Andere stellen die Frage, ob man sich die Renditechancen in China trotz der politischen Lage und des geringeren Wachstums wirklich entgehen lassen kann. Viel werde wohl auch auf den Ausgang des Kriegs zwischen der Ukraine und Russland ankommen, den die Herrscher in Peking mit Argusaugen verfolgten, glaubt Ben Hodges.

Den zweiten Tag eröffnete der Präsident des Münchener ifo Instituts Clemens Fuest. Gar nicht positiv sieht er die für Anleger und Unternehmen so wichtige EU-Taxonomie. „Das ist Planwirtschaft wie in der Sowjetunion“, kritisierte er.

Dentz[at]derTreasurer.de

Markus Dentz ist Chefredakteur von DerTreasurer und der Fachzeitschrift FINANCE. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury.