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05.07.19
Asset Management

Kein Ende der Strafzinsen in Sicht

Mit einer Zinswende sollten Treasurer nicht so bald rechnen. BNP-Paribas-Ökonom Spyros Andreopoulos prognostiziert auf dem 7. Cash Management Campus die Senkung des Einlagenzinses.

Treasurer sollten sich darauf einstellen, dass die Zinsen noch für längere Zeit niedrig bleiben werden. Die EZB könnte den Einlagenzins, zu dem Banken Geld bei ihr parken können, sogar schon in wenigen Monaten noch einmal absenken. Darüber sprach Spyros Andreopoulos, Senior European Economist der BNP Paribas, auf dem 7. Cash Management Campus am vergangenen Dienstag in Köln.

Die Ökonomen von BNP Paribas rechnen demnach damit, dass die EZB einen solchen Schritt bereits in der Julisitzung implizit ankündigen und den Zins auf der Sitzung im September schließlich um 10 Basispunkte senken wird. Dann läge der negative Einlagenzins bei -0,5 Prozent. Der Zinssatz schlägt bereits seit langem auch auf die Unternehmen durch, da Banken den Strafzins bei der kurzfristigen Geldanlage an ihre Kunden weitergeben.

Grund für diese Prognose ist laut Andreopoulos der sich weltweit weiterhin abkühlende Wachstumstrend. Verschärft wird die Situation zudem durch Trumps aggressive Handelspolitik und die daraus resultierenden Konflikte mit China und der EU. "Auch der Brexit sorgt weiterhin für Unsicherheit und bremst die Investitionen in Großbritannien", kommentiert der Experte.

EZB könnte weitere Maßnahme ergreifen

Laut Andreopoulos schließt BNP Paribas zudem nicht aus, dass die EZB noch weitere Maßnahmen ergreifen könnte, um die Konjunktur in der Eurozone anzukurbeln, denn die Schwäche des Industriesektors sei noch nicht abgeklungen. "Der Dienstleistungssektor entwickelt sich dagegen robust, aber hier gibt es durchaus eine Ansteckungsgefahr." Das Risiko, dass die EZB wieder neue Anleihekäufe ankündigen könnte, nehme zu.

Selbst Aktienkäufe wie in Japan seien als letztes Mittel nicht völlig auszuschließen, allerdings sei dies mit sehr hohen Hürden verbunden und würde kurzbis mittelfristig auch nicht anstehen.

Die EZB könnte allerdings auch aktiv werden, um einige negative Effekte ihrer Niedrigzinspolitik abzufedern. Schon seit längerem fordern einige Marktteilnehmer einen sogenannten Staffelzins, da der negative Einlagenzins europäische Banken in ohnehin schwierigen Zeiten zu stark belaste.

„Wir halten es für wahrscheinlich, dass die EZB im September die Einführung eines Staffelzinses ankündigen wird“, so der Ökonom. Das würde bedeuten, dass Banken einen gewissen Freibetrag bei der EZB parken können, auf den sie keine Negativzinsen zahlen müssten. Nur auf die Beträge darüber würde der negative Einlagenzins anfallen. Und der könnte künftig noch weiter sinken.

Koegler[at]derTreasurer.de