Kommt jetzt die Zeit der Pension Buy-outs?

Noch ist es ein kleiner Markt in Deutschland: Nur wenige Unternehmen entscheiden sich für Pension Buy-outs – übertragen also ihre gesamten Pensionsverpflichtungen an einen externen Anbieter, inklusive aller Risiken. Thomas Bloch, Mitgründer der Deutschen Betriebsrenten Holding (DBR), die sich auf die Übernahme von Pensionsverpflichtungen spezialisiert hat, rechnet jedoch mit deutlichem Wachstum in dem Segment: „Viele Unternehmen, die vor 20 bis 40 Jahren Pensionspläne zur zusätzlichen Altersvorsorge einführten, stehen heute vor erheblichen Herausforderungen.“ Finanzielle Risiken auslagern Diese Zusagen seien teurer und risikoreicher geworden, insbesondere durch Schwankungen in den Bilanzen, die durch internationale Accounting-Standards beeinflusst würden. Unternehmen suchten zunehmend nach Möglichkeiten, diese finanziellen Risiken auszulagern. Eine Option ist dafür eine Versicherungslösung. „Solche Konstrukte sind allerdings komplex und teuer“, argumentiert Bloch. In diese Lücke wollen spezialisierte Anbieter wie die DBR stoßen. Bloch, der seine Karriere bei JP Morgan begann, hat das Unternehmen 2019 zusammen mit Dirk Popielas, ebenfalls Ex-JP-Morgan-Banker und früherer Deutschlandchef von Mercer, gegründet. Das Konzept funktioniert so: Im ersten Schritt wird eine Rentnergesellschaft gegründet. Auf sie werden alle Pensionsverpflichtungen übertragen, zudem wird sie mit Vermögenswerten ausgestattet. Die Verpflichtungen müssen vollständig ausfinanziert sein. Im zweiten Schritt übernimmt ein darauf spezialisierter Anbieter wie die DBR diese Gesellschaft. Weitere Anbieter von Pension Buy-outs sind etwa Funding Solutions und Vedra. „Das ganze erfolgt im Rahmen eines Treuhandmodells, die Versorgungsberechtigten können also sicher sein, dass die Gelder nicht für andere Zwecke genutzt werden“, so Bloch. Versicherungslösung ist deutlich teurer Die DBR erhält für die Übernahme einer solchen Gesellschaft eine Gebühr und investiert zudem eigenes Kapital, um die Risikotragfähigkeit zu erhöhen. „Unser Ziel ist es, mit dem gesamten Kapital Rendite zu erzielen. Über die Zeit werden so für uns Prämien aus der Anlage freigesetzt“, erklärt er. Ein solcher Pension Buy-out sei oft 30 bis 50 Prozent günstiger als herkömmliche Versicherungslösungen. „Diese Strategie ist besonders interessant für Unternehmen, die sich aus dem deutschen Markt zurückziehen, M&A-Deals planen oder die Risiken aus ihrer Bilanz entfernen wollen“, erklärt Bloch. Der Zeitpunkt für einen solchen Schritt könnte für einige Unternehmen jetzt günstig sein, da die Pensionsverpflichtungen für einen Pension Buy-out vollständig ausfinanziert sein müssen. In den vergangenen Jahren haben viele Konzerne diese Quote hochgefahren. Ein Stolperstein könnte wiederum das sich eintrübende konjunkturelle Umfeld sein, in dem Cash bei den Unternehmen King ist. Nutzt ein Treasurer die Option eines Pension Buy-out, so ist das ein großer Kapitalabfluss. „Die Entscheidung für eine solche Lösung steht oft im Wettbewerb zu M&A-Deals oder Investitionen ins operative Geschäft“, so Bloch. Kooperation mit Allianz Global Investors Er rechnet dennoch mit einem wachsenden Markt, da das Thema De-Risking in volatilen Zeiten bei vielen Unternehmen oben auf der Agenda stehe und am internationalen Kapitalmarkt gut angesehen sei. Bloch spricht von rund 700 Milliarden Euro an Pensionsverpflichtungen, die in den Bilanzen deutscher Unternehmen schlummern. Um auch bei Großkonzernen Interesse zu wecken, kooperiert die DBR mit Allianz Global Investors. Es ist nicht das einzige Haus, dass dieses Thema forcieren will. Jüngst hat auch das Beratungshaus WTW bekanntgegeben, in diesem Sommer Pension-Buy-out-Lösungen anbieten zu wollen. Zudem wurde im November 2024 bekannt, dass der Anbieter Vedra eine Übernahme der Pensionsverpflichtungen der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank (HAL) plant. Nach ANT (AEG Nachrichtentechnik), LRA (Ceconomy) und Gamma wäre es der vierte bekannte Deal für die Vedra Gruppe.

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