Seit 3. Januar ist die neue Finanzmarktrichtlinie Mifid II in Kraft. Grundsätzlich geht es der EU mit dem Regelwerk darum, die Transparenz an den Finanzmärkten zu erhöhen und Anleger besser zu schützen. Ein wichtiger Aspekt der Richtlinie ist, dass für Research, also Analysen über börsennotierte Unternehmen und Anlageprodukte, gesondert bezahlt werden muss. Kostenloses Research oder Analysen, deren Kosten anderweitig verrechnet wurden, dürfen nicht mehr angeboten oder genutzt werden.
Für Treasurer stellt sich nun die Frage: Wer bezahlt dafür? Eine klare Tendenz hat sich bereits abgezeichnet: Die Mehrheit der Asset Manager geht davon aus, dass ihr Haus diese Kosten selbst tragen wird. Das bestätigte vor kurzem auch der Treasurer eines Dax-Konzerns, der auch auf die Marktmacht seines Unternehmens verwies.

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Mifid II: Wer zahlt jetzt für das Research?
Mehrheit der Asset Manager will Kosten selbst tragen
Nur 15 Prozent der Vermögensverwalter erwarten, dass ihre Häuser Kosten an Kunden weiterreichen werden. Das erbrachte jüngst eine Studie des CFA Instituts, einem globalen Berufsverband für Anlageexperten. Dabei zeigte sich, dass gerade die Investmentexperten der größeren Asset Manager davon ausgehen, dass ihr Haus die Kosten tragen wird. Bei kleineren Häusern könnten die Mittel fehlen, um den Aufwand selbst zu tragen. Eine Marktkonsolidierung könnte die Folge sein.
Nicht nur unter Asset Managern könnte die neue Regelung zu Verwerfungen führen. Marktbeobachter gehen davon aus, dass es unter den Research-Häusern eine Auslese geben wird, da Asset Manager die Zahl ihrer Research-Anbieter und bezogenen Analysen voraussichtlich reduzieren werden.
Investment Professionals werden weniger Research beziehen
In der Studie des CFA Instituts geben 78 Prozent der befragten Investmentexperten an, dass sie künftig weniger Research von Investmentbanken beziehen werden. 44 Prozent erwarten zudem, dass Research stärker im eigenen Haus stattfindet. Treasurer sollten im Blick haben, welchen Weg die von ihnen beauftragten Asset Manger wählen. Neben den Kosten müssen sie dabei auch die Art der Research-Nutzung im Blick haben.
Neil Scarth spricht gegenüber der Nachrichtenplattform IPE davon, dass eine „noch nie dagewesen Informationsasymmetrie zwischen den Managern entstehen wird“. Auslöser dafür werden die Bereitschaft und das zur Verfügung stehende Budget für den Kauf von Research sein. Weniger oder keine Kosten müssen also nicht immer gut sein, sondern könnten im Umkehrschluss auch bedeuten, dass Asset Manager sich bei ihrer Arbeit auf weniger Informationen stützen – das wäre nicht im Sinne der Investoren.
Koegler[at]derTreasurer.de

Auch Treasurer sollten sich mit der Finanzmarktregulierung Mifid II befassen. Warum, erfahren Sie auf unserer Themenseite Mifid II aus erster Hand.
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