DZ Bank

19.02.20
Cash Management & Zahlungsverkehr

DZ Bank schwimmt im Zahlungsverkehr gegen den Strom

Während die Hypovereinsbank und die Commerzbank ihre Zahlungsverkehrs-IT auslagern, geht die DZ Bank den umgekehrten Weg: Die Genossenschaftsbank will ihren Zahlungsverkehr künftig offenbar wieder komplett selbst abwickeln.

Die DZ Bank plant offenbar die Abwicklung des Zahlungsverkehrs wieder ins eigene Haus zu holen. Das berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Finanzkreise. Demzufolge baut das  genossenschaftliche Spitzeninstitut eine Plattform für den Zahlungsverkehr auf, über die künftig sowohl klassische Sepa-Überweisungen als auch Auslandszahlungen und Instant Payments laufen sollen.

Die Verlagerung auf die neue Plattform erfolge schrittweise bis 2023, hieß es weiter. Konkret geplant ist offenbar, dass der zentrale IT-Dienstleister der Genossenschaftsbanken, Fiducia GAD, die neue Infrastruktur aufbaut. Gegenüber DerTreasurer wollte sich die Bank nicht zu dem Bericht äußern.

Commerzbank und HVB lagern Abwicklung aus

Klar ist allerdings: Mit dem Insourcing der Zahlungsabwicklung schwämme die DZ Bank gegen den Strom. Denn hiesige Wettbewerber setzen derzeit auf eine Auslagerung ihrer Systeme: So gab die Commerzbank vor anderthalb Jahren bekannt, dass sie große Teile ihrer Zahlungsverkehrs-IT an den Dienstleister Equens Wordline übertragen wird. Bis 2023 soll Equens schrittweise die Abwicklung der Sepa-, Echtzeit- und FX-Zahlungen übernehmen – also exakt jener Zahlungen, die die DZ nun wieder ins Haus holt. Auch die Unicredit will ihren Zahlungsverkehr künftig von Equens Wordline betreiben lassen, wie vor wenigen Wochen bekannt wurde.

Hintergrund des Outsourcing-Trends ist, dass die Zahlungsverkehrsabwicklung aus Sicht vieler Finanzinstitute nicht mehr zum Kerngeschäft einer Bank gehört. Sie überlassen diesen technischen Teil spezialisierten Dienstleistern, die höhere Volumina abwickeln und so von geringeren Kosten profitieren.

Hinzu kommt: Gerade bei deutschen Geldhäusern, die oftmals mit veralteten IT-Systemen zu kämpfen haben, sind hohe Investitionen notwendig, um die Zahlungslandschaft auf den neuesten Stand zu bringen. Insbesondere die Umstellung auf Echtzeitverbuchung ist für viele Finanzinstitute ein echter Kraftakt. Allerdings führt daran kein Weg vorbei, wenn die Banken den Treasury-Abteilungen künftig Services wie etwa Kontostandabfragen in Echtzeit anbieten wollen – und die dort übermittelten Daten auch wirklich aktuell sein sollen.

DZ Bank arbeitet derzeit mit Equens Worldline

Insofern überrascht, dass die DZ Bank die Zahlungsabwicklung nun wieder in die eigene Hand nehmen möchte – zumal die Genossen derzeit ebenfalls große Teile ihres Zahlungsverkehrs von Equens Wordline abwickeln lassen.

Der Anbieter war einst aus der Zahlungsverkehrssparte der DZ Bank hervorgegangen, gehört inzwischen aber zum französischen Worldline-Konzern, der kürzlich mit der milliardenschweren Übernahme des Wettbewerbers Ingenico auf sich aufmerksam machte. Die verbleibenden Anteile an Equens von etwa zehn Prozent hatte die DZ Bank erst im vergangenen September an die Franzosen verkauft.

Gegenüber dem Handelsblatt teilte ein Sprecher von Equens Wordline mit, es gebe einen „unverändert laufenden Vertrag mit der DZ Bank, der nicht gekündigt wurde“. Wie lange der Vertrag noch läuft, wollte das Unternehmen jedoch nicht offenlegen.

Insourcing Folge der Fusion mit WGZ?

Allerdings hatte sich durchaus angekündigt, dass es bei der DZ Bank zu einer Neuordnung im Zahlungsverkehr kommen würde. Denn seit der Fusion mit der WGZ Bank verfügt das Haus über zwei Kanäle: Der komplette Zahlungsverkehr der ehemaligen DZ Bank läuft über Equens Worldline, während der Zahlungsverkehr der ehemaligen WGZ Bank über Fiducia GAD abgewickelt wird. „Unser Ziel ist es, mittelfristig nur noch eine Produktionsstraße zu nutzen“, erklärte Thomas Ullrich, der im Vorstand der DZ Bank für den Zahlungsverkehr zuständig ist, 2018 im Interview mit der Börsen-Zeitung. Das Insourcing könnte die Lösung dafür sein.

Backhaus[at]derTreasurer.de

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