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12.03.19
Cash Management & Zahlungsverkehr

PSD2: Offene APIs für die Bankanbindung?

Das Monopol der Banken auf den Konten- und Datenzugriff steht vor dem Aus: In dieser Woche beginnt die Testphase für die offenen Schnittstellen (APIs) gemäß der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2. Für Treasurer ergeben sich neue Chancen.

In dieser Woche wird es in Sachen PSD2 ernst für die Banken: Denn ab dem 14. März müssen sie Fintechs und anderen Banken eine Testumgebung ihrer technischen Schnittstellen (APIs) sowie die dazugehörige Dokumentation zur Verfügung stellen. Sechs Monate später, genau am 14. September, gehen die APIs dann in den Livebetrieb. Drittanbieter können über diese Schnittstellen auf Bankkonten zugreifen, Transaktionen ausführen oder Informationsservices auf Basis der Kontodaten anbieten.

Während vor allem kleinere bis mittelgroße Banken noch damit befasst sind, die Mindestanforderungen rund um die PSD2-Schnittstelle zu erfüllen, sind Großbanken inzwischen weiter. „Die anfängliche Ablehnung der Häuser, mit Drittanbietern zu arbeiten – und damit ein Monopol aufzugeben – ist gewichen“, sagt Torsten Pull, der seit dem vergangenen Juli die Corporate-Banking-Aktivitäten des Finanzsoftwareanbieters Finastra verantwortet. Zuvor war Pull viele Jahre für die Deutsche Bank tätig, zuletzt als API-Stratege in der Transaktionsbank.

Banken erhoffen sich von PSD2 Ertragssteigerungen

Lange galt die PSD2 als Bedrohung für die Geschäftsmodelle der Banken. Doch inzwischen sehen immer mehr Banken eine Chance in der erzwungenen Öffnung, wie eine aktuelle Accenture-Umfrage bestätigt: Demzufolge erwartet die Hälfte der befragten 100 Großbanken durch Open Banking Ertragssteigerungen um bis zu zehn Prozent. 90 Prozent planen, ihren Firmenkunden plattformbasierte Services anzubieten. Die ebenfalls befragten 330 Großunternehmen, darunter auch deutsche Firmen, sehen das größte Potential in den Bereichen Finance (24 Prozent), Zahlungen (22 Prozent) und Treasury-Management (18 Prozent). 

Der Beratung zufolge könnten maßgeschneiderte APIs etwa die heute üblichen Wege der Bankanbindung wie Host-to-Host, Swift oder Ebics ergänzen oder gar ersetzen. Einer der Vorreiter in diesem Bereich ist die Citibank, die ihren Kunden eine Anbindung per API bereits seit knapp zwei Jahren für Zahlungen anbietet, im Sommer 2018 erweiterte die Bank dies um Services in den Bereichen Liquiditätsmanagement und FX. 

„Offene APIs ermöglichen eine tiefe Integration in die Infrastruktur der Unternehmen und damit eine End-to-End-Automatisierung der Prozesse im Corporate Banking“, sagt auch Finastra-Manager Pull. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Banken mit vorgelagerten ERP-Anbietern und nachgelagerten Fintechs kooperieren. „Es gilt, gemeinsam Angebote rund um die Übermittlung und Auswertung von Daten zu entwickeln – natürlich mit Konsens des Endkunden.“

Ziel der europäischen Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 ist es, den Zahlungsverkehr effizienter, sicherer und kostengünstiger zu machen. Wie sie sich auf den Zahlungsverkehr und die Geschäftsmodelle der Banken niederschlägt, erfahren Sie auf der Themenseite PSD2.