Kurz vor Weihnachten trafen in Köln zwei Initiativen aufeinander, die die Rechnungsstellung in Deutschland verändern wollen: Auf der einen Seite standen Vertreter der Zugferd-Initiative. In ihr haben sich Unternehmen, Verbände und Bundesministerien zusammengeschlossen, um E-Invoicing vor allem im Mittelstand voranzutreiben. Die Initiative hat ein elektronisches Rechnungsformat entwickelt (Zugferd-Format), mit dem Unternehmen Rechnungsdaten auf XML-Basis in einer PDF-Datei übermitteln und automatisiert verarbeiten können.
Auf der anderen Seite saßen einige Treasurer der Twist-Initiative, die sich für transparentere Bankabrechnungen einsetzen. Seit Jahren versuchen vor allem Großkonzerne wie die Lufthansa, Deutsche Post und Merck ihre Banken davon zu überzeugen, Reportings und Rechnungen elektronisch und strukturiert zu übertragen. Auch hier spielt XML eine große Rolle.

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Zugferd meets Twist: E-Rechnungen auch bei Bankgebühren?
Bankabrechnungen im Zugferd-Format?
Im Zentrum der Diskussion in Köln stand deshalb die Frage: Eignet sich das Zugferd-Rechnungsformat auch für die Bankgebühren? Die Antwort darauf fiel recht eindeutig aus: Eins zu eins lässt sich das Format nicht übertragen – dafür sind die Unterschiede zwischen Bankabrechnung und Rechnungen in anderen Branchen zu groß. Außerdem existiert mit dem Kontoauszugsformat camt.086 bereits ein XML-Format, das einige Banken inzwischen für ihr Gebühren-Reporting nutzen: „Zahlreiche Banken investieren gerade in das neue camt-Format und werden vermutlich keine Kapazitäten haben, auch Zugferd zu unterstützen“, sagte Martin Postweiler, Cash Manager bei Merck bei der Veranstaltung. Daher müsse vielmehr das Ziel sein, aus dem camt.086-Reporting eine echte elektronische Rechnung zu entwickeln. Das ist eine der Aufgaben der neu gegründeten fünften Arbeitsgruppe der CGI-Initiative, in der neben den Treasurern der Twist-Initiative auch einige Banken und Systemanbieter vertreten sind.
Allerdings würde Twist von einer Kooperation mit dem Netzwerk rund um Zugferd profitieren, um ihre Interessen gegenüber den Banken durchzusetzen. Die Wirtschaftsprüfer, die sich bei Zugferd aktiv einbringen, unterstützen inzwischen auch Twist. Sie erhoffen sich davon einen leichteren Zugang und eine bessere Qualität der Bankbestätigungen, die für die Jahresabschlussprüfung wichtig sind.
Treasurer wünschen sich Unterstützung von der Politik
Darüber hinaus wird Zugferd aber auch vom Wirtschaftsministerium gefördert – die breite Nutzung von E-Invoicing gehört zu den strategischen Prioritäten des Ministeriums. Hilfe seitens der Politik käme auch Twist sehr gelegen: „Es wäre wünschenswert, wenn man auch die Bankabrechnungen auf die Agenda nehmen würde. Solange das nicht der Fall ist, müssen die Corporates den Druck auf die Banken aufrechterhalten“, meinte Christine Pitzen aus dem Treasury der Deutschen Post.
Die Hoffnungen auf den Regulator beschränken sich nicht nur auf Deutschland, schließlich treibt auch die EU E-Invoicing voran: Spätestens ab 2020 müssen alle öffentlichen Auftraggeber elektronische Rechnungen akzeptieren, wie eine im vergangenen April verabschiedete EU-Richtlinie vorsieht. Dafür soll ein einheitlicher europäischer Standard entwickelt werden – auch Zugferd geht ins Rennen. Inwiefern die Twist-Initiative davon profitieren kann, bleibt abzuwarten. Der Dialog hat begonnen.
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