Verwerfungen bei kurzfristigen Wertpapieren

Am Markt für kurzfristige Wertpapiere kam es wegen der Coronakrise zu heftigen Verwerfungen, da viele Anleger aufgrund der Krise ihre Papiere verkauft haben. „Viele Investoren wollten gleichzeitig Risiko herausnehmen und ihre Cash-Bestände erhöhen“, erläutert Alexander Fagenzer, Senior-Portfoliomanager bei Union Investment.

In solchen Phasen werden häufig als Erstes besonders liquide, kurzlaufende Papiere verkauft. Aber was anfänglich noch funktioniert, läuft früher oder später ins Leere, wenn sich keine Käufer mehr finden. „Das führte dann zu einem deutlichen Angebotsüberhang“, sagt Fagenzer. Die Folge: sinkende Kurse und eine extreme Spread-Ausweitung.

Heftigere Bewegungen als in der Finanzkrise

„Die Bewegungen waren deutlich heftiger als während der Finanzkrise“, berichtet er. Damals wäre es eine lokale Krise in einer Branche gewesen. Diesmal sind alle Branchen und global alle Märkte betroffen. Die Renditen, die auch bei Geldmarktfonds lange Zeit im negativen Bereich lagen, sind deshalb wieder deutlich ins Positive gestiegen. „Das zeigt, wie extrem die Marktbewegungen waren – schließlich hat sich am zugrundeliegenden Zinsniveau von Seiten der Zentralbanken nichts geändert“, so Fagenzer.

Der Experte sieht allerdings bereits wieder erste Zeichen der Entspannung. „Dass es am Bondmarkt wieder zu Neuemissionen kommt, ist auch gut für den Markt der kurzfristigen Wertpapiere“, erklärt er. „Die neuen Bonds dienen quasi als Ankerpunkt für die Berechnung von Preisen“, so Fagenzer. Die deutlichen Kursverluste in den vergangenen Wochen führen zudem laut Fagenzer auch zu interessanten Anlagechancen im kurzfristigen Bereich.

Positive Renditen bei Geldmarktfonds nur vorübergehend

Zudem könnten Anleger ihr Cash nicht allzu lange Zeit bei ihren Banken parken, das sei schlicht zu teuer. „Da bieten Geldmarktfonds oder Kurzläufer-Fonds mit positiven Renditen derzeit natürlich eine interessante Anlagemöglichkeit“, fügt er hinzu. Bei Union Investment sei bereits ein wachsendes Interesse zu verzeichnen. Die Fondspreise seien entsprechend auch wieder etwas gestiegen.

Die positiven Renditen seien laut Fagenzer aber nur ein vorübergehendes Phänomen. Über kurz oder lang werden sie wieder – dem Zinsniveau in der Euro-Zone entsprechend – in den negativen Bereich sinken. Wann das so weit sein wird, ist aber schwer vorherzusagen. Dafür ist der weitere Verlauf der Pandemie noch zu unklar. Auch erneute Verwerfungen sind nicht auszuschließen. „Dafür könnte beispielsweise eine zweite Infektionswelle sorgen“, so Fagenzer.

Antonia Kögler ist Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie schreibt über Finanzierung und Asset Management und verfolgt alle Entwicklungen rund um das Thema Sustainable Finance.