Die Deutsche Bank hat verkündet, wie sie nachhaltige Finanzierungen definiert.

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04.08.20
Finanzen & Bilanzen

Deutsche Bank legt sich ESG-Regeln auf

Die Deutsche Bank hat klargestellt, wie sie nachhaltige Finanzierungen definiert. Das neue Rahmenwerk der Bank bietet auch Orientierung für Unternehmen. Wer die Kriterien nicht erfüllt, fällt durch das ESG-Raster.

Die Deutsche Bank hat Regeln dafür festgelegt, welche Finanzierungen und Finanzprodukten sie als nachhaltig einstuft. Dafür orientiert sich das Geldhaus eigenen Angaben zufolge „ab sofort” an einem neuen Rahmenwerk, das der EU-Taxonomie folgt. Die EU hatte im vergangenen Jahr einen ersten Kriterienkatalog vorgelegt, um Unternehmen, Banken, Investoren und Ratingagenturen Standards für die Definition von Nachhaltigkeit (ESG) an die Hand zu geben.

Darauf setzt die Deutsche Bank nun mit einem eigenen Regelwerk auf: Mit dem sogenannten „Sustainable Finance Framework“ wolle man die Grundlage dafür schaffen, die Nachhaltigkeitsziele anhand nachvollziehbarer Kriterien zu erreichen, teilte die Bank mit.  Dafür sei „ein globaler Prozess und  konzernweite Regeln” geschaffen worden.

Der Kriterienkatalog gilt für Anleihen, Aktien, Finanzierungen und andere Finanzprodukte. In der Fassung, die die Deutsche Bank veröffentlicht hat, wird vor allem auf Umwelt und Soziales abgestellt, Governance-Indikatoren werden nicht explizit erwähnt. So umfasst der Katalog branchenspezifische Schwellenwerte etwa für CO2-Emissionen, den Wasserverbrauch oder das Müllaufkommen. Im Bereich Soziales wird etwa auf die Zahl der Menschen abgestellt, die durch ein zu finanzierendes Projekt Zugang zu Infrastruktur erhalten.

So definiert die Deutsche Bank nachhaltige Finanzierung

Die selbstauferlegten Kriterien der Deutschen Bank orientieren sich entweder am Verwendungszweck der Mittel, dem Unternehmensprofil oder an konkreten Produkten. Beispielsweise kann eine Finanzierung nun erst dann als nachhaltig eingestuft werden, wenn die Erlöse daraus ausschließlich einem Zweck zugutekommen, der die Zulassungskriterien der internen Taxonomie erfüllt. Zusätzlich muss der Darlehensprozess die Umwelt- und Sozialprüfung der Bank erfolgreich durchlaufen.

Alternativ kann ein Kunde auch nachweisen, mindestens 90 Prozent des Umsatzes durch Aktivitäten zu generieren, die die Deutsche Bank als nachhaltig definiert. Auch wenn die Produktstruktur an Leistungsindikatoren für Nachhaltigkeit geknüpft ist, kann eine Finanzierung in der neuen ESG-Welt der Deutschen Bank als nachhaltig gelten. Wichtig ist nur, dass Unternehmen einen der drei Parameter erfüllen.

Bei der Erstellung des Rahmenswerks hat sich die Deutsche Bank auch an den Grundsätzen der International Capital Market Association (ICMA) für grüne und soziale Anleihen orientiert. Die auf Nachhaltigkeit spezialisierten Ratingagentur ISS ESG bescheinige dem Rahmenwerk „vorbildlichen Marktstandards“ zu entsprechen, erklärte die Bank.

Zudem gehöre Deutschlands größtes Geldhaus „zu den ersten internationalen Banken, die in ihrer Nachhaltigkeit auf Konzernebene ausdrücklich“ auf die EU-Taxonomie verweist.

Treasurer müssen sich auf Fragen einstellen

Der nun veröffentlichte ESG-Katalog ist Teil der Pläne der Deutschen Bank, mehr auf klimaschützende Investments zu setzen. Die Frankfurter wollen laut früheren Angaben das Volumen an nachhaltigen Finanzierungen sowie den Bestand an verwaltetem Vermögen in ESG-Anlagen bis Ende 2025 auf insgesamt mehr als 200 Milliarden Euro ansteigen lassen.

Aber auch die Konkurrenz bemüht sich, den Anteil an grünen Finanzierungen hochzuschrauben. Morgan Stanley, Citi und Bank of America haben zuletzt etwa verkündet, Teil der Carbon Accounting Financials zu werden. Dabei handelt es sich um eine Initiative, die den Emissionsausstoß der Investment- und Finanzierungsportfolien von Finanzinstituten misst und so für Transparenz sorgen will.

Für Unternehmen und ihre Treasurer ist diese Entwicklung ein zweischneidiges Schwert. Zum einen erhalten sie nun klarere Regeln zur Nachhaltigkeit, an denen sie sich orientieren können. Andererseits dürfte der Druck steigen, eben jene Kriterien zu erfüllen. Gerade in nicht-nachhaltigen Branchen könnte dies zu erschwerten Finanzierungsbedingungen führen.

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