Ceconomy AG

19.05.21
Finanzen & Bilanzen

Das Treasury muss raus aus der Nebenrolle

Beim Working Capital Management sollte sich das Treasury viel aktiver einbringen als bisher, fordern Ceconomy-Treasurer Thomas Woelk und Finanzexpertin Peggy Schumm.

Working Capital Management gehört auf die Agenda jeder Treasury-Abteilung. Davon sind Thomas A. Woelk und Peggy Schumm fest überzeugt. Beide sind erfahrene Treasurer: Woelk ist Treasury-Chef des Elektronikhändlers Ceconomy (Mediamarkt, Saturn). Vorher leitete er die Treasury-Abteilungen bei dem Industriekonglomerat Friedhelm Loh, dem Baumaschinenhersteller Wacker Neuson und dem Kunststoffkonzern Vinnolit. Peggy Schumm arbeitet derzeit als Head of Finance bei der auf Kunststoffverarbeitung fokussierten Industrieholding TFI Think Form. Zuvor war sie im Treasury von Air Berlin und dem Autozulieferer IFA tätig.

„Viel zu oft spielt das Treasury beim Working Capital Management nur eine Nebenrolle“, beobachtet Schumm. Dafür gebe es verschiedene Gründe, vermutet sie: „Zum Teil erhebt das Treasury keinen Anspruch auf das Themenfeld.“ Zum Teil fehle aber auch die Rückendeckung des CFO. „Ohne Unterstützung des Finanzchefs geht es bei diesem bereichsübergreifenden Thema nicht“, meint Schumm.

Purchase-to-Pay-Prozess aktiv steuern

Insbesondere über die Days Payable Outstanding (DPO) und Days Sales Outstanding (DSO) sollte das Treasury die Hoheit haben, findet Woelk. Während sich hinter DPO die durchschnittliche Zahl der Tage verbirgt, die ein Unternehmen vereinbart hat, um seine Lieferanten zu bezahlen, meint DSO die Zahl der Tage, die nötig sind, um Forderungen von Kunden einzutreiben.

„Diese Kennzahlen sind unmittelbar liquiditätswirksam und damit ein Finanzierungs-Tool“, argumentiert Woelk. Es bedürfe einer äußerst engen Abstimmung zwischen Treasury, Einkauf und Verkauf bei der Verhandlung von Zahlungszielen: „Hier braucht es gegenseitige Aufklärung und Verständnis.“ Insbesondere der Purchase-to-Pay-Prozess müsse aktiv gesteuert werden. „Das ist heute viel zu selten der Fall“, merkt Woelk an.

Die Diskussion ist hochaktuell. Viele Unternehmen haben zuletzt Zahlungsziele ausgereizt, nachverhandelt oder (Reverse) Factoring genutzt, um Liquidität freizusetzen. Das Treasury ist dabei als Verhandler gefordert – auch bei Ceconomy. Wie sich Treasury-Chef Woelk in die Gespräche mit Lieferanten einbringt, das lesen Sie im E-Magazin 9/2021.

Buchholz[at]derTreasurer.de