Die Online-Bank N26 ist eigenen Angaben zufolge mit einem Unternehmensbewertung von 3,5 Milliarden Dollar das wertvollste Start-up Deutschlands.

N26

01.08.19
Finanzen & Bilanzen

Deutsche Fintechs stemmen sich gegen Markttrend

Weltweit fließt weniger Kapital in Fintechs. In Deutschland prägen dagegen zwei Mega-Investments den Markt.

Während weltweit die Fintech-Investments und Übernahmen im ersten Halbjahr gesunken sind, ist in Deutschland zumindest teilweise das Gegenteil der Fall. Das ist das Ergebnis einer aktuellen KPMG-Studie. Zwar sank demnach auch hierzulande in den ersten sechs Monaten dieses Jahres die Anzahl an Investments auf 28 Transaktionen. Aber die Deals, die abgeschlossen wurden, waren vom Volumen her mit insgesamt knapp 6,4 Milliarden Euro größer als in der Vergangenheit.

Insbesondere internationale Investoren sind den Marktbeobachtern zufolge die treibenden Kräfte mit Blick auf die deutsche Fintech-Landschaft. Als Beispiel führen die Studienautoren den 6 Milliarden US-Dollar schweren Mega-Buy-out von Concardis an. Die beiden US-amerikanischen Finanzinvestoren Advent International und Bain Capital haben den Zahlungsdienstleister aus Eschborn bei der Mainmetropole Frankfurt übernommen.

Zwei Leuchttürme in der deutschen Fintech-Welt

Beim Thema Investments stechen zwei deutsche Fintechs heraus: Die Berliner Online-Bank N26  sicherte sich zu Beginn dieses Jahres eine Mega-Finanzspritze über 300 Millionen US-Dollar (rund 260 Millionen Euro). Vor wenigen Wochen erhielt das Berliner Fintech weitere 170 Millionen US-Dollar (etwa 151 Millionen Euro). Die Bewertung von N26 kletterte damit auf 3,5 Milliarden US-Dollar (rund 3,1 Milliarden Euro). Damit ist N26 eigenen Angaben zufolge das wertvollste deutsche Start-up.

Das zweite Finanz-Start-up, das im ersten Halbjahr für Aufsehen sorgte, war Raisin. Zunächst hat der Betreiber des Online-Zinsportals Weltsparen zu Beginn dieses Jahres in einer Series-D-Finanzierungsrunde 100 Millionen Euro eingesammelt. Im Frühjahr folgte eine Premiere auf dem deutschen Fintech-Markt: Raisin kaufte die MHB-Bank mit Sitz in Frankfurt. Damit hat erstmals ein deutsches Finanz-Start-up eine klassische Bank übernommen.

KPMG: Deutscher Fintech-Markt wird „stärker“

Diese größeren Deals unterstreichen nach Meinung der Studienautoren die „wachsende Stärke und Reife des Fintech-Marktes in Deutschland“. Vor allem die großen Player haben inzwischen den Anspruch, auch international zu expandieren. So will N26 beispielsweise das eingesammelte Geld nutzen, um in den USA und in Brasilien zu wachsen.

Auch auf dem internationalen Fintech-Markt dürfte sich das Bild im zweiten Halbjahr wieder etwas aufhellen. Das liegt schon alleine daran, dass die KPMG-Statistik nur abgeschlossene Deals erfasst: Der im Frühjahr dieses Jahres angekündigte Mega-Deal zwischen den beiden Zahlungsabwicklern Fidelity National Information Services (FIS) und Worldpay entfällt daher auf das zweite Halbjahr. Die inklusive Schulden 43 Milliarden Dollar (rund 39 Milliarden Euro) schwere Übernahme wurde gestern abgeschlossen.

Paulus[at]derTreasurer.de

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