Die Folgen der Zinswende

Die Zinsen sind wieder da. Das ist keine Neuigkeit, doch jetzt treten die Folgen des schnellsten Zinsanstiegs seit 20 Jahren deutlich zutage. „Psychologisch gesehen haben sich viele Finanzverantwortliche mit der Zinswende inzwischen abgefunden“, meint Tobias Reichelt, Head of Corporate Sector Lending Construction, M&HI and Services bei der ING. „Dennoch müssen sie mit den höheren Kosten umgehen“, erklärt er. Der Barkow-Consulting-Corporate-Credit-Index, der den durchschnittlichen Zinssatz für Unternehmenskredite mit einer Laufzeit von fünf Jahren beschreibt, ist im August auf 4,79 Prozent gestiegen. Damit liegt er nah an den Höchstständen der vergangenen 14 Jahre.

Eine Folge: Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten ist deutlich zurückgegangen. Im zweiten Quartal von 2023 sogar stärker als die meisten Banken erwartet hatten, zeigt der EZB Bank Lending Survey. „Am Markt für syndizierte Kredite haben wir etwa 50 Prozent weniger Volumen als im Vorjahr gesehen“, erläutert Reichelt. „Das liegt vor allem daran, dass es weniger große Akquisitionen gab.“ Er geht davon aus, dass es auch in den nächsten Monaten keine Milliarden-Akquisitionen geben werde, sondern eher klassisches Refinanzierungsgeschäft.

„Psychologisch gesehen haben sich viele Finanzverantwortliche mit der Zinswende inzwischen abgefunden.“

Gespräche mit Banken werden schwieriger

Nicht nur die Nachfrageseite hat sich an das neue Marktumfeld angepasst. Laut EZB Lending Survey haben die Banken auch ihre Kreditrichtlinien weiter gestrafft. Den Geldinstituten zufolge hängt dies hauptsächlich mit einer gesunken Risikotoleranz und auch mit den gestiegenen Kreditrisiken zusammen. Dass die Gespräche mit den Kreditinstituten schwieriger geworden sind, berichten auch mehrere Treasurer.

„Mit Blick auf das großvolumige Neugeschäft ziehen sich die Verhandlungen mit Banken derzeit deutlich“, stellt Vonovia-Treasurer Fabian Lander fest. „Früher waren bei solchen Finanzierungen drei Monate Vorbereitung üblich, jetzt sind vier bis sechs Monate keine Seltenheit.“ Die Immobilienbranche ist von der Zinswende besonders betroffen.

Auch Sabine Kießling, Vice President Controlling & Treasury bei Teamviewer, stellt Veränderungen fest: „Finanzierungen sind teurer geworden, und zwar nicht nur aufgrund der gestiegenen Zinsen, sondern auch durch die höheren Margen, die Banken inzwischen verlangen. Das beobachten wir vor allem, seitdem Banken sich nicht mehr zu Negativzinsen refinanzieren können.“

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brendel[at]dertreasurer.de

Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Ihr Themenschwerpunkt ist Unternehmensfinanzierung.