Die EZB könnte ihre Klimastrategie bezüglich Unternehmensanleihen ändern. Die EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat in einer Rede bei einer Notenbank-Konferenz in Stockholm betont, die Geldpolitik müsse noch grüner werden und wesentliche Änderungen vorgeschlagen, die eine „grüne“ Umschichtung des Anleihe-Portfolios vorsehen.
EZB soll Portfolio umschichten
Seit Oktober 2022 berücksichtigt die EZB bereits einen Klima-Score, wenn sie Geld aus fällig werdenden Unternehmensanleihen reinvestiert. Der EZB-Klima-Score eines Unternehmens setzt sich aus den vergangenen Treibhausgasemissionen, den Klimazielen der Firmen und der Datenoffenlegung bezüglich ihrer Emissionen zusammen.
Allerdings fährt die Zentralbank ihr Engagement am Bondmarkt weiter zurück. Die Nettokäufe sind bereits eingestellt, ab dem Frühjahr wird sie das Geld aus fällig werdenden Bonds außerdem nicht mehr komplett reinvestieren. Damit habe der bisherige Ansatz „einen Teil seiner Schlagkraft verloren“, erklärt Schnabel. Der Plan der EZB-Direktorin setzt an, wenn die Reinvestitionen ausgelaufen sind: Sie schlägt statt dem sogenannten „Flow-based Tilting“ den „Stock-based Tilting“ Ansatz vor. Das bedeute, dass die EZB ihr Portfolio aktiv in Richtung grünerer Emittenten umschichten solle. Dieser Ansatz soll auch für Covered Bonds and Asset-backed Securities gelten.
Dekarbonisierung hängt von Unternehmen ab
Mit einer reinen Reallokation ist es bei der Debarbonisierung des EZB-Bondportfolios aber nicht getan. Die Zentralbank ist darauf angewiesen, dass die Unternehmen selbst weitere Schritte in Richtung Dekarbonisierung machen. Isabel Schnabel betont deshalb: „Wir sollten uns – zumindest anfangs – nicht vollständig von den Unternehmen trennen, deren Maßnahmen für die Bewältigung des grünen Übergangs besonders wichtig sind, sondern vielmehr Anreize für sie schaffen, ihre Emissionen weiter zu reduzieren.“
Ein weiterer Punkt, den Schnabel angehen will, sind Staatsanleihen. Auch hier sollen Investitionen gemäß des Pariser Klimaabkommens ausgerichtet werden. Das könnte dadurch geschehen, dass der Anteil von Papieren supranationaler Institutionen und Agenturen erhöht werde, die oft grüne Papiere emittieren. Außerdem könnten das Portfolio in Richtung grüner Staatsanleihen umgeschichtet werden. Zudem solle auch die Kreditvergabe der EZB künftig grüner werden.
Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Ihr Themenschwerpunkt ist Unternehmensfinanzierung.

