Premiere für KWS Saat: Das Pflanzenzüchtungsunternehmen aus dem niedersächsischen Einbeck bei Göttingen hat ein Euro-Commercial-Paper-Programm über einen Nominalbetrag von 300 Millionen Euro aufgelegt. ING Wholesale Banking Germany agiert dabei als Arrangeur.
KWS-Treasury-Chef Thomas Ladage hatte das Commercial-Paper-Programm bereits im Oktober aus der Taufe gehoben und nutzt es rege: „Wir haben inzwischen schon fünf Commercial Papers in einem Gesamtvolumen von 50 Millionen Euro platziert", sagt Ladage zu DerTreasurer. Er verantwortet bei KWS Saat die Bereiche Treasury, Risikomanagement und Beschaffung.

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KWS Saat legt Commercial-Paper-Programm auf
KWS ergänzt mit Commercial Paper Finanzierungsstruktur
Mit den Commercial Paper ergänzt KWS eigenen Angaben zufolge seine bereits bestehenden Finanzierungsinstrumente. Das SDax-Unternehmen finanzierte sich bisher hauptsächlich über bilaterale Darlehen und über einen syndizierten Kredit, der dem Geschäftsbericht 2015/2016 zufolge ein Volumen von 200 Millionen Euro hat und bis Oktober 2019 läuft mit der Option, bis maximal Oktober 2021 verlängert zu werden. Seit 2012 hat das Unternehmen zudem drei Schuldscheine begeben, zuletzt im Dezember 2015.
Auch andere Unternehmen prüfen derzeit, ein Commercial-Paper-Programm aufzulegen. „Immer mehr emittierende Unternehmen sind daran interessiert, den ECP-Markt wegen der niedrigen Zinssätze zu vergleichsweise attraktiven Bedingungen auszuschöpfen“, sagen Reinier Borghols aus dem Bereich Corporate Sales und Christine Schmitz aus dem Bereich Client Coverage, Consumer, Food and Retail der ING Wholesale Banking Germany.
Auf der anderen Seite investieren die Unternehmen wegen des derzeitigen Marktumfeldes aber auch immer mehr selbst: „Eine zunehmende Zahl an Unternehmen zeigen ein Interesse an Investitionen in kurzfristige Papiere“, sagen die beiden Banker weiter. Einer der wichtigsten Triebkräfte für diese Entwicklung sei die Tatsache, dass sich die Negativzinspolitik der EZB zunehmend in den Barkonten von Unternehmen wiederspiegele, die die Unternehmen bei den Banken besitzen. Mit anderen Worten: Treasurer suchen nach Alternativen in der Geldanlage, um Strafzinsen zu vermeiden.
Zunehmendes Interesse an ungerateten Emittenten
Normalerweise nutzen nur Unternehmen mit einem externen Rating ein Commercial-Paper-Programm. Nur eine Handvoll nichtgerateter, börsennotierter Unternehmen haben bislang ein eigenes Commercial-Paper-Programm aufgelegt. KWS gehört nun zu diesem kleinen Kreis. Das Unternehmen, das im vergangenen Geschäftsjahr rund 1 Milliarde Euro umsetzte, verfügt über keine externe Bonitätseinschätzung.
Weitere ungeratete Unternehmen könnten die Gelegenheit beim Schopfe packen und bald folgen: „Wir erleben ein zunehmendes Interesse seitens einer kleinen Gruppe von Investoren an ungerateten, aber soliden Werten“, berichten Borghols und Schmitz weiter.
Den Firmen kommt dabei der Druck zugute, der bei der kurzfristigen Geldanlage im Moment auf den Investoren liegt. Erst im Sommer dieses Jahres hatte Boris Jendruschewitz, Direktor Konzernfinanzen bei der Otto Group, gegenüber DerTreasurer gesagt, er wolle für künftige kurzfristige Emissionen ein Commercial-Paper-Programm auflegen. Kurz zuvor hatte der Hamburger Einzelhandelskonzern über sein EMTN-Programm zwei kurzlaufende Anleihen platziert. Vor einigen Wochen war es schließlich soweit: Das ungeratete Familienunternehmen hat ein Commercial-Paper-Programm über einen Nominalbetrag von 1 Milliarde Euro aufgesetzt und darunter inzwischen sechs Commercial Paper in einem Gesamtvolumen von 110 Millionen Euro emittiert.
Paulus[at]derTreasurer.de

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