Der Modediscounter Takko verschafft sich durch einen Haircut mehr Luft.

Takko

17.02.23
Finanzen & Bilanzen

Takko und Leoni: Rettung Schuldenschnitt?

Was haben Leoni und Takko gemeinsam? Auf den ersten Blick wenig. Doch sowohl bei dem Automobilzulieferer als auch bei dem Mode-Discounter bahnen sich Kapitalschnitte an.

Es ist der letzte Ausweg aus einer Finanzmisere: der Schuldenschnitt oder auch Haircut genannt. Wenn Schulden auf Dauer zu hoch sind, das operative Geschäft im Kern aber gut erscheint, kann ein Gläubigerverzicht eine Möglichkeit sein, ein Unternehmen wieder in die richtige Spur zu bringen. In der Spezialform Debt-Equity-Swap übernehmen die Gläubiger dann im Gegenzug Unternehmensanteile in der Hoffnung, dass der Unternehmenswert in den kommenden Jahren wieder steigt.

Aktuell dürfte bei zwei größeren Unternehmen dieser Schritt anstehen. Bei dem einen ist er schon relativ klar kommuniziert: Leoni. Der Autozulieferer aus Nürnberg rutscht seit Jahren von einer Krise in die nächste. Im vergangenen Jahr schrieb Leoni etwa Schlagzeilen durch die Produktion von Kabelbäumen in der Ukraine, weshalb das Unternehmen nach Kriegsbeginn Autobauer wie VW und BMW zeitweise nicht beliefern konnte. Im Sommer 2022 verkündeten die Nürnberger dann ein umfassendes Refinanzierungskonzept für Kreditlinien, die noch in der Corona-Zeit gewährt wurden.

Doch ein wichtiger Baustein kam nicht zustande. Der Verkauf der Leoni-Sparte BG AM an die thailändische Stark Corporation, der 442 Millionen Euro in die Kasse spülen sollte, scheiterte Ende vergangenen Jahres. Eine Managementrochade folgte jüngst: Restrukturierer Hans-Joachim Ziems rückt als CRO erneut in den Vorstand, der amtierende CEO Aldo Kamper scheidet Ende März aus und wird neuer Chef von AMS-Osram. Leonis Banken halten bis Sommer 2023 still.

Ungewisse Lage bei Takko

Noch etwas ungewisser ist die Lage bei Takko. Der Mode-Discounter aus dem westfälischen Telgte ist bereits seit 2011 im Besitz des Private-Equity-Investors Apax. Seither lasten hohe Schulden auf dem Unternehmen – derzeit besonders in Form von High-Yield-Bonds über 510 Millionen Euro, die im November zurückgezahlt werden müssen. Takko hat sich von den Corona-Lockdowns zwar schnell wieder erholt. Doch jetzt fehlt das Geld in der Kasse, um Fälligkeiten direkt zu refinanzieren. Im Mai läuft ein Brückenkredit über 80 Millionen aus.

Deswegen spekulieren Finanzkreise darauf, dass es bei Takko zu einem Debt-Equity-Swap kommen könnte. Drei Hedgefonds haben nach FINANCE-Informationen bereits die Mehrheit der Anleihen gekauft und zeigen sich offen für eine solche Lösung. „Wir führen derzeit mit verschiedenen Stakeholdern konstruktive Gespräche über die zukünftige Finanzierung und Kapitalstruktur von Takko Fashion“, schreibt eine Takko-Sprecherin auf Anfrage.

Dentz[at]dertreasurer.de