Die Deutsche Bank ist gerade mittendrin, die Unicredit hat einen wichtigen Meilenstein bereits erreicht: Die italienische Großbank hat eine Kapitalerhöhung über 13 Milliarden Euro platziert, die größte in ihrer Geschichte. Angesichts der mehr als 17 Milliarden Euro an notleidenden Krediten, die jetzt zum Teil wertberichtigt werden, ist Bankchef Jean Pierre Mustier gezwungen, Italiens größtes Geldhaus neu aufzustellen. In den vergangenen Wochen und Monaten veräußerten die Mailänder Beteiligungen, beispielsweise am Asset Manager Pioneer. Jobabbau und Verschlankung des Geschäfts flankieren die Kapitalmaßnahmen.
Auch bei der deutschen Tochter, die bereits seit Ende 2009 als Unicredit Bank AG firmiert und den Namen Hypovereinsbank (HVB) im Privat- und Firmenkundengeschäft weiter einsetzt, ist seit dem Antritt Mustiers im vergangenen Jahr einiges in Bewegung. So hat sich das Personalkarussell in den vergangenen Monaten schnell gedreht. Die prominenteste Meldung: Kurz nach Antritt Mustiers gab Lutz Diederichs im Sommer 2016 seinen Abschied als Firmenkundenvorstand bekannt. Seine Nachfolge hat Robert Schindler angetreten. Für Treasurer besonders relevant: Anfang August tauchte ein neues Gesicht an der GTB-Spitze der HVB auf: Jan Kupfer leitet diesen Bereich jetzt zusammen mit Claudio Camozzo. Wie sehen Finanzchefs die Bank im Wandel? FINANCE, eine Schwesterpublikation von DerTreasurer, hat dafür eine Umfrage aufgesetzt und im Februar rund 500 Finanzverantwortliche in Deutschland angeschrieben. 119 haben geantwortet, davon je ein Drittel CFOs, Finanzleiter und Treasurer, die überwiegend in einer Geschäftsbeziehung mit dem Geldhaus stehen.
Angespannte finanzielle Situation färbt ab
Ein Kernergebnis der Befragung verwundert wenig: Die angespannte finanzielle Situation der italienischen Mutter färbt nach Einschätzung der Befragten auf die deutsche Tochter ab. Der Aussage, dass die Situation der Unicredit keine negativen Auswirkungen auf die deutsche HVB hat, widersprechen deutlich mehr als zwei Drittel der Teilnehmer (71 Prozent). 18 Prozent trauen sich derzeit keine Beurteilung zu, nur 11 Prozent sehen keine negativen Auswirkungen auf die Münchener Bank. Eine knappe Mehrheit, 52 Prozent der Teilnehmer, stimmt sogar der These zu, dass die Situation der Unicredit die deutsche Tochter als Bankenpartner weniger attraktiv macht. Die Sonderdividende, die die HVB an die Unicredit überweist, sehen viele kritisch.
Wie Treasurer die einzelnen Bereich der Bank einschätzen, und was besonders gut abschneidet, finden Sie im E-Magazin 5/2017. Die vollständigen Ergebnisse können Sie in der aktuellen FINANCE-Ausgabe März/April 2017 nachlesen.
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Weitere News, Personalia und Berichte finden Sie auf unserer Themenseite „Transactionbanking im Wandel“.
Markus Dentz ist Chefredakteur von DerTreasurer und der Fachzeitschrift FINANCE. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury.