Unternehmen werden in Sachen Biodiversität unter die Lupe genommen

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Längst ist klar, dass der Klimawandel nicht die einzige globale Bedrohung ist, die sich derzeit verstärkt. Die Vielfalt in der Tier- und Pflanzenwelt geht mit hoher Geschwindigkeit zurück. Um die Biodiversität nachhaltig zu erhalten und die Funktionsfähigkeit der Ökosysteme zu schützen, werden laut einer Analyse von Bloomberg NEF bis zum Jahr 2030 jährlich fast eine Billion US-Dollar benötigt. Für Investoren ist das Thema relevant, denn nach Schätzungen der Weltbank könnte der Verlust an Biodiversität bis zum Jahr 2030 einen Rückgang des globalen BIP um 2,7 Billionen US-Dollar bedeuten.

Bloomberg stellt deshalb heute eine neue Lösung zur Bewertung von Natur- und Biodiversitätsrisiken für Investoren vor. So sollen sie sowohl die Abhängigkeit ihrer Investitionen von der Natur als auch deren Auswirkungen besser verstehen. Es werden Informationen zu den Umweltauswirkungen und -abhängigkeiten von bis zu 45.000 Unternehmen entlang ihrer Wertschöpfungskette zur Verfügung gestellt. „Investoren werden diese Risiken künftig stärker in ihre Betrachtungen integrieren“, ist Christian O’Dwyer, Produktmanager für Nature Solutions bei Bloomberg, überzeugt.

Biodiversität als neuer Risikofaktor

Für Treasurer dürfte relevant sein, wie das eigene Unternehmen bewertet wird. „Ebenfalls interessant dürfte der Vergleich mit den Wettbewerbern sein“, sagt O’Dwyer. Bloomberg betrachtet, ob Natur und Biodiversität für ein Unternehmen und seine Wertschöpfungskette finanziell relevant sind. Bewertet wird zudem, in welchem Maß ein Unternehmen hohen Risiken durch ungesunde Ökosysteme oder Wasserstress ausgesetzt ist. Zudem wird erfasst, ob das Unternehmen passende Governance-Strukturen aufgesetzt hat und entsprechende Maßnahmen gegen Naturverluste umsetzt. „Wir erfassen auch, ob aus Biodiversitätsthemen Geschäftschancen für Unternehmen entstehen“, erklärt O’Dwyer. Der Großteil der Daten werde sich jedoch auf Risikofaktoren beziehen.

Zu den veröffentlichten Daten zählt der „Prozentsatz der Unternehmensumsätze in Sektoren mit hohem Naturrisiko, die Geschäftstätigkeit mit Rohstoffen, die mit Entwaldung in Verbindung stehen, der prozentuale Anteil von Vermögenswerten in unberührten Gebieten“. Außerdem wird die Lage in Gebieten mit Wasserstress sowie das Management von Naturrisiken – zum Beispiel in Governance- und Regulierungsfragen, die nachhaltigen Beschaffung natürlicher Rohstoffe sowie Praktiken in den Bereichen Umweltverschmutzung, Abfall- und Wassermanagement – erfasst.

Bloomberg sammelt öffentliche Informationen

Die Daten, die Bloomberg verwendet, stammen zum Großteil aus Veröffentlichungen der Unternehmen selbst. „Darüber hinaus nutzen wir weitere Quellen, wie etwa den Biodiversity Intactness Index (BII) des Natural History Museum oder Wasserstressanalysen auf Basis von Daten des World Resources Institute“, so der Bloomberg-Experte.

Die Bloomberg ESG-Financial Materiality Ratings werden nun auch Biodiversitäts- und Naturkapitaldaten berücksichtigen. Allein aus Biodiversitätsrisiken wird aber kein eigener Score entwickelt. „Wir versuchen hier, nah an dem zu bleiben, was die Corporates selbst berichten und keine weiteren Modellierungen hinzuzufügen“, so O’Dwyer. Investoren können die Daten über das Bloomberg-Terminal abrufen. Wenn die Daten in der eigenen Systemumgebung eingebunden werden sollen, fallen Lizenzgebühren an.

Antonia Kögler ist Redaktionsleiterin bei DerTreasurer. Sie schreibt über Finanzierung und Asset Management und verfolgt alle Entwicklungen rund um das Thema Sustainable Finance.