Hedging: Treasurer zwischen Euro-Hausse und Zollschock

Anfang Juli ist der Euro erstmals seit fast vier Jahren wieder über die Marke von 1,18 US-Dollar geklettert. Zwar notiert die Gemeinschaftswährung aktuell wieder etwas niedriger bei rund 1,17 US-Dollar. Aber: Wer hätte das zu Jahresbeginn für möglich gehalten?Die starke Euro-Performance hat selbst Währungsexperten überrascht. „Diese rasche Wende kam für viele Marktbeobachter unerwartet. Zu Jahresbeginn, kurz nach dem Sieg der Republikaner bei den Präsidentschaftswahlen, standen die Zeichen ja deutlich auf Euro-Dollar-Parität“, sagt Hinrich Paul, Global Head of Financial Markets bei der Commerzbank. Weiterhin müssten Firmenkunden mit einer größeren Schwankungsbreite und damit höherem Absicherungsbedarf rechnen.Bei JP Morgan sehen die Experten das Ende der Fahnenstange bei der Euro-Entwicklung zudem als noch nicht erreicht an. „Unsere Hausmeinung liegt im Basisszenario bei 1,21 US-Dollar je Euro zum Ende dieses Jahres. Jenseits davon ist aber auch eine extremere Wechselkursbewegung bis zu 1,35 oder gar 1,40 US-Dollar vorstellbar“, erklärt Johannes Banner, Managing Director und European Co-Head Corporates and Private Sides Sales bei der US-Bank.Steigt der Euro auf 1,40 US-Dollar?Damit Letzteres passiert, müsste sich der Zinsunterschied zwischen den USA und Europa aber zunächst um 200 bis 250 Basispunkte vergrößern. „Ein ähnliches Szenario ist aber auch vorstellbar, sollte es der US-Regierung doch gelingen, mehr direkten Einfluss auf die Fed auszuüben und der Markt in der Folge die Unabhängigkeit der Fed in Frage stellen und testen.“Für Treasurer, deren Unternehmen US-Exposure hat, ist die weitere Entwicklung des Euro-Dollar-Wechselkurses hochrelevant. So habe die schwache Dollar-Entwicklung in der ersten Jahreshälfte bei vielen deutschen Exporteuren im ersten Halbjahr einen signifikanten Prozentsatz der Gewinnmargen aufgefressen, sagt Banner. „Klar ist man hinterher immer schlauer, aber mit einer Ausweitung des Hedging hätte sich dieses Risiko eliminieren lassen.“Mehr Hedging bei Anleihen und M&AErheblich verkompliziert werde das US-Dollar-Hedging dieser Tage allerdings durch die anhaltenden Unsicherheiten im Zollstreit: „Viele Unternehmen können aufgrund der beispiellosen Unsicherheit und starken Volatilität nicht annähernd prognostizieren, wo sie umsatz- und ertrags technisch am Ende des Jahres landen werden.“Dies erkläre auch, weshalb JP Morgan keine wesentliche Veränderung im Hedging-Verhalten der Kunden bezogen auf deren Umsatz- und Ebitda-Zahlen gesehen habe. „Wir konnten jedoch beobachten, dass seit Beginn des Jahres so gut wie jede größere Transaktion, insbesondere Anleiheemissionen und M&A-Transaktionen abgesichert wurde“, so Banner.Rohstoffpreise bleiben volatilNicht aus den Augen lassen dürfen Treasurer laut Hinrich Paul zudem die weitere Entwicklung der Rohstoffpreise: „Bei Edel- und Industriemetallen kommt es immer wieder zu erheblichen Ausreißern durch die unberechenbare US-Zollpolitik.“ So sei etwa der Kupferpreis in Erwartung stark steigender Zölle Anfang Juli explodiert, nur um kurz darauf wieder massiv einzubrechen. „Mit solch extremen Volatilitäten müssen Treasurer bis auf weiteres rechnen. Physisch gelieferte Rohstoffe sind von politisch motivierten Zöllen betroffen und das führt dann auch auf den Future- und OTC-Märkten zu Verwerfungen.“Zu guter Letzt wäre da noch der Ölpreis: „Der Energiemarkt war relativ gesehen stabiler. Aber potentielle neue US-Sanktionen gegen russisches Öl und Gas könnten den Druck auf die Preise erhöhen“, sagt Paul. Auch hier seien die Märkte politischer und weniger berechenbar geworden. „Damit sollten sich energieintensive Unternehmen frühzeitig beschäftigen, sei es für Öl, Gas oder Strom.“

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