Treasurer: Liquiditätsmanager oder Stratege?

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Die Rolle des Treasurers hat sich in den vergangenen Jahren verändert – vom reinen Liquiditätsmanager zum strategischen Partner des CFOs. Das ist die Kernaussage der Studie „Introducing Treasury 2.0“ des Beratunghauses Coalition Greenwich. Befragt wurden über 120 Treasurer globaler Unternehmen mit einem Umsatz von über 500 Millionen US-Dollar, davon 50 Prozent aus Europa, 30 Prozent aus Nord- und Südamerika und 20 Prozent aus Asien.

Die Befragten sollten angeben, welche Bereiche für sie bei ihrer Arbeit an Bedeutung gewonnen haben. Die europäischen Treasurer gaben an, dass für sie an erster Stelle (66 Prozent) die Betriebseffizienz wichtiger geworden ist, gefolgt von Liquiditätsmanagement (54 Prozent) und Risikomanagement (53 Prozent). Für die Hälfte von ihnen sind auch die Systemintegration und Fachwissen wichtiger geworden. Zudem haben die Themen Finanz-oder Business-Transformations-Projekte (47 Prozent) sowie strategische Planung (44 Prozent) an Bedeutung gewonnen. „Gerade weil so viele neue Themen dazu gekommen sind, wird das Thema Effizienz für den Treasurer wichtiger“, sagt Tobias Miarka, Head of Corporate Banking bei Coalition Greenwich.

Dafür würden Treasurer Budget einsetzen

Den Treasurern wurde zudem die Frage gestellt: „Wenn Sie ein unbegrenztes Budget hätten, mit dem Sie das Treasury umgestalten könnten, was hätte für Sie höchste Priorität?““ Die meisten (33 Prozent) antworteten, dass sie in die Konnektivität zwischen dem Treasury und anderen Bereichen des Unternehmens investieren würden. Jeder Fünfte würde die Datenqualität verbessen, gefolgt von einer Investition in das TMS (18 Prozent). „Um die Effizienz zu steigern, ziehen Treasurer die Konnektivität, Datenqualität und Systemfähigkeit dem Personalbestand vor“, so Miarka. So antworteten nur 11 Prozent, dass sie in neue Mitarbeiter investieren würden.

Auch wurden Fragen zu KPIs gestellt, also Leistungskennzahlen, die von ihren Unternehmen zur Bewertung der Performance der Treasurer verwendet werden. Dabei ging es zum einen darum, was die KPIs der Treasury-Abteilungen sind, und zum anderen darum, wie sie sich in den vergangenen fünf Jahren entwickelt haben. Über die Hälfte der europäischen Treasurer gab an, dass für sie das Liquiditätsrisiko, das FX-/IR-/Kredit-/Roh-stoff-Risikomanagement, die Governance und die Kontrolle der Geschäfte sowie die strategische Beratung für das eigene Unternehmen zu den wichtigsten KPIs gehören. Für weniger als die Hälfte gehören dazu der Zugang zu den Kapitalmärkten, die Datengenerierung/Analytik und die regulatorische Berichterstattung. Das deckt sich auch mit den globalen KPIs: „Liquiditätsrisiko, Governance und strategische Beratung sind weltweit die wichtigsten KPIs und spiegeln einen vorsichtigen Ansatz zur Wahrung der finanziellen Stabilität wider“, sagt Miarka.

Technologie steht ganz vorne

Weiter gaben rund 40 Prozent aller Befragten an, dass ihre KPIs zukunftsorientierter geworden sind und sich deren Zeithorizont erweitert hat (siehe Grafik). Auch haben sich die KPIs aufgrund der gestiegenen Anforderungen an den CFO erweitert, wie 34 Prozent angaben. Für rund 30 Prozent haben die KPIs nun einen stärkeren Fokus auf das Risikomanagement. Für fast genauso viele wurden KPIs in den vergangenen fünf Jahren stärker von den Anforderungen der Aktionäre beziehungsweise Stakeholder bestimmt.

„Insgesamt haben 89 Prozent über Veränderungen der KPIs in den vergangenen fünf Jahren berichtet, die hauptsächlich durch die strategische Ausrichtung und nicht durch regulatorische Änderungen bedingt sind“, so der Treasury-Experte Miarka.

„Unsere Untersuchung macht deutlich, dass sich die Treasury-Funktion in Unternehmen schnell weiterentwickelt – aber die externe Wahrnehmung hält damit nicht Schritt“, so Miarka. Außerhalb der Abteilung würden Corporate Treasurer oft immer noch als die Mitarbeiter gesehen, die „die Bücher führen“. „In Wirklichkeit entwickelt sich die Treasury-Abteilung immer mehr zu einem analytischen Kompetenzzentrum, das fast wie eine zentrale Recheneinheit für Unternehmen arbeitet, die Arbeitsabläufe und Entscheidungsfindung im gesamten Unternehmen unterstützt und oft wichtige strategische Ergebnisse ermöglicht.“

Autorenbild Sarah Backhaus

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Ihre Themenschwerpunkte sind Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management.