Axpo-Treasurer: „Manche haben den Trend verschlafen“

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Herr Pfefferli, die Energiemärkte sind momentan extrem in Bewegung, ganz besonders durch die Invasion Russlands in der Ukraine. Wie beeinflusst das Ihre Arbeit?

Es ist eine sehr spannende Zeit, die uns vor neue Herausforderungen stellt. An den Rohstoffmärkten ist momentan so viel Bewegung wie lange nicht. Das liegt daran, dass die alte Welt der Versorger und die neue Realität des globalen Energiehandels – auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges – nicht mehr zusammenpassen. Der herkömmliche Treasury-Ansatz in der Versorgungsbranche hat versagt und ist überholt.

Eine harte Aussage – wie meinen Sie das?

Internationale Versorgungsunternehmen konnten sich immer auf ihre guten Ratings verlassen und sich komfortabel über nationale Kapitalmärkte finanzieren. Das klappte für etwa ein Jahrzehnt gut. Jetzt, nach den Preisexplosionen und der kontinuierlichen Volatilität an den Energiemärkten, hat sich die Lage geändert. Es herrschen neue Dimensionen im globalen Energiehandel und in der Energiepreisabsicherung. Die Finanzierungsbedürfnisse für diese Tätigkeit liegen heutzutage im Milliarden-Euro-Bereich. Das Finanzierungsmodell, aber auch die Struktur des Konzern-Treasury von internationalen Versorgungsunternehmen müssen sich schnell anpassen. Einige Treasury-Abteilungen großer Energiekonzerne haben diesen Trend verschlafen und kämpfen jetzt mit Finanzierungsproblemen, welche das Handelsgeschäft beeinflussen. Für Energiehändler ist es heute wichtiger denn je, ein diversifiziertes und breites Finanzierungsmodell zu haben und auf neue Finanzierungsprodukte zu setzen.

Wie haben Sie bei Axpo auf diese Veränderungen reagiert?

Wir haben im vergangenen Jahr unser Finanzierungsmodell flexibler und vor allem stärker international aufgestellt. Das heißt, wir arbeiten mehr mit ausländischen Banken zusammen und sind auf ausländischen Märkten aktiv. Zusätzlich haben wir komplexe strukturierte Finanzierungsprodukte für das Handelsgeschäft eingeführt. Zuvor hat Axpo sich ausschließlich am Schweizer Kapitalmarkt finanziert und hatte kaum Zugang zu anderen Finanzierungslösungen. Das hat sich nun geändert.

Waren dadurch auch Änderungen in Ihrem Treasury-Team nötig?

Ich bin seit Mai 2021 bei Axpo tätig, davor war ich 15 Jahre hauptsächlich in Group-Treasury-Funktionen bei globalen Rohstoffhändlern beschäftigt, welche ihr Geschäft dynamisch und breit finanzieren müssen. Die Strukturen bei Axpo waren eher altmodisch. Das Management wollte eine Generalüberholung des Treasury-Modells und neuen Wind reinbringen. Deshalb haben wir die Treasury-Organisation in den vergangenen zwölf Monaten grundlegend neu aufgestellt. Heute haben wir ein dynamisches, global agierendes Team mit mehr als 30 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die sich mit Treasury und Finanzierungen beschäftigen. Etwa die Hälfte der Mitarbeiter ist in der Schweiz angesiedelt, der Rest arbeitet an unterschiedlichen Standorten im Ausland. Im Hauptsitz sind wir folgendermaßen organisiert: Wir haben ein Corporate-Finance-Team für Kapitalmarkt und Bankenfinanzierungen, ein Trade-Finance-Team für klassische und strukturierte Handelsfinanzierungen sowie ein herkömmliches Cash-Management-Team. Zudem berichten heute alle internationalen Treasury-Funktionen auch an die Konzern-Treasury-Abteilung, um die Koordination der Fachkompetenz im Konzern zu stärken.

Das vollständige Interview lesen Sie in unserem aktuellen E-Magazin.

Eva Brendel ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Ihr Themenschwerpunkt ist Unternehmensfinanzierung.