„Die Entwicklung im TMS-Markt ist schlecht“

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Die Szene der Treasury-Management-System-Häuser befindet sich im Umbruch. Zahlreiche Anbieter wurden in den vergangenen Monaten von ausländischen Finanzinvestoren oder Softwarehäusern aufgekauft. Das mittelständische Systemhaus Trinity wehrt sich gegen M&A-Druck in der Branche. Seit rund 25 Jahren sind die Frankfurter eigenständig und liefern ihre Systeme an Kunden aus. Daran soll sich nichts ändern, wie CEO Henning von Tresckow im Gespräch mit DerTreasurer sagt: „Wir haben nicht die Notwendigkeit, die Firma zu verkaufen. Wir sind schuldenfrei, das wollen wir auch bleiben.“

Trinity will im Mittelstand wachsen

Der langjährige Trinity-Chef beobachtet die vielen Deals in seinem Marktsegment skeptisch: „Die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre im TMS-Markt ist schlecht“, konstatiert er. Besonders kritisch sieht er, dass viele für Treasurer wichtige Softwarehäuser ihren Sitz außerhalb der Europäischen Union haben. Das bringe Datenschutzprobleme mit sich.

Von Tresckow sieht sich als Profiteur der Entwicklungen im TMS-Markt. „Für uns ist das sehr gut. Es gibt viele Kunden, die nach unseren Werten wie individuellem Service, Kundenorientierung oder Kontinuität in der Kundenbeziehung suchen“, beobachtet er. Trinity hat derzeit etwa 80 Kunden, beziffert von Tresckow, vom Mittelstand bis hin zu Schwergewichten in der Automobil- und Uhrenindustrie oder dem Elektronikfachhändler Ceconomy („MediaSaturn“). „Unser Kernmarkt ist aber der Mittelstand“, sagt der CEO des Familienunternehmens. So sei der Plan, speziell im Segment ab 80 Millionen Euro Jahresumsatz mit speziellen Lösungen zu wachsen. Auch Kunden mit weniger Umsatz könne man bedienen, verspricht von Tresckow.

Durchsetzen gegen größere Konzerne schwierig

Punkten will Trinity durch die im Gegensatz zu Großkonzernen flexiblere Arbeitsweise, wodurch man auf Kundenwünsche individuell eingehen könne. Durch einen guten Service möchte Trinity den einen oder anderen Kunden gewinnen. „Ich gehe bei uns ins Büro nebenan und sage, was wir brauchen. Ich muss mir keine Freigabe aus der Zentrale holen.“ Auch durch schnelle Implementierungen will er Kunden überzeugen: „Bei uns dauern Projekte keine 70 Tage. Einen Mittelständler haben wir in einer guten Woche auf unserem System“, sagt er.

Einen möglichen Nachteil durch die fehlende Größe gibt es aber auch: Manch ein Konzern will nur mit anderen Großunternehmen zusammenarbeiten, weil das mehr finanzielle Stabilität verspricht. Ein Punkt, den von Tresckow so aber nicht unterschreiben will. „Den Einwand haben wir vor 25 Jahren schon gehört. Uns gibt es aber immer noch – und das sehr erfolgreich.“

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury.