Santander stampft einstiges Wirecard-Geschäft in Deutschland ein

Der harte Wettbewerb am deutschen Payment-Markt fordert ein prominentes Opfer: Die Santander-Tochter Pagonxt wird ihre Geschäftsaktivitäten hierzulande einstellen. Dies bestätigte die spanische Großbank gegenüber FINANCE. Zuerst hatte das „Handelsblatt“ darüber berichtet. „Die Entscheidung ist das Ergebnis unserer Erfahrungen der letzten Jahre und der sich entwickelnden Marktdynamik“, teilte ein Pagonxt-Sprecher gegenüber FINANCE mit. Statt auf Deutschland werde sich das Acquiring-Angebot (Zahlungsabwicklung von Debit- und Kreditkarten) von Pagonxt künftig auf die Länder Spanien und Portugal konzentrieren. Parallel wolle man das Engagement in die strategischen Märkte in Lateinamerika verdoppeln. Deutschland-Geschäft der insolventen Wirecard Bei der deutschen Plattform von Pagonxt handelt es sich um das frühere Deutschland-Geschäft von Wirecard. Die Sparte stand im Zuge der Wirecard-Insolvenz Ende Juni 2020 zum Verkauf. Den Zuschlag erteilte der zuständige Insolvenzverwalter Michael Jaffé am Ende Santander: Rund 100 Millionen Euro soll die spanische Großbank damals im Rahmen eines Asset Deals auf den Tisch gelegt haben. Mit der Übernahme wollte Santander seine Payment-Aktivitäten in Deutschland ausbauen. Doch dieses Unterfangen gestaltete sich allem Anschein nach schwierig. Zwar hatte die Corona-Pandemie Zahlungsabwicklern wie Pagonxt eine Sonderkonjunktur beschert. Der Nachfrageboom bei Online- oder Kartenzahlungen ist mittlerweile aber deutlich abgeflaut. Abgeflauter Corona-Boom belastet Payment-Konzerne Viele Payment-Konzerne, darunter Adyen, Worldline oder Unzer, kämpfen daher mit großen operativen Problemen, im Fall von Pagonxt lagen die Verluste im vergangenen Jahr bei 77 Millionen Euro, 2022 stand ein Minus in Höhe von 214 Millionen Euro zu Buche. Laut Unternehmen liegt dies an den hohen Investitionen zur Ausweitung des Geschäfts. Demnach habe Pagonxt im vergangenen Jahr sowohl bei Umsatz, Volumen als auch Anzahl der Transaktionen jeweils um über 20 Prozent zulegen können. Unabhängig davon hatte das Unternehmen in Deutschland auch unter personellen Unruhen zu leiden: Die im Oktober 2022 als Leiterin des Deutschland-Geschäfts engagierte Payment-Spezialistin Nicole Mantow etwa hat das Unternehmen laut ihres Linkedin-Profils im Mai dieses Jahres wieder verlassen. Seine Kunden in Deutschland will Pagonxt bei der Suche nach neuen Payment-Providern unterstützen: „Wir werden eng mit unseren Kunden und Partnern zusammenarbeiten, um ihnen zu helfen, geeignete Lösungen zu finden und Unterbrechungen ihrer Services zu verhindern“, so der Sprecher gegenüber FINANCE. Zudem seien Gespräche mit dem Betriebsrat in Deutschland aufgenommen worden, „um gemeinsam an einem geordneten, sozialverträglichen Übergang für die Mitarbeitenden zu arbeiten”. Nach Informationen des Handelsblatts sollen von der Einstellung der deutschen Sparte hierzulande rund 380 Beschäftigte betroffen sein, hinzu kämen rund 150 IT-Fachkräfte in Dubai und Indien.

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