Über die hohen Pensionslasten von Dax-Unternehmen wird oft geschrieben. Wie genau der Kapitalmarkt diese Risiken bewertet, wurde laut Insight Investment bislang eher stiefmütterlich behandelt. Deshalb hat der britische Vermögensverwalter gemeinsam mit der Frankfurt School of Finance & Management eine Studie durchgeführt, die das in den Blick nimmt.
„Wir haben untersucht, wie sich Pensionsrisiken auf die Aktienkursentwicklung sowie die Fremd- und Eigenkapitalkosten von Dax30-Unternehmen und MDax-Unternehmen auswirken“, erklärt Wolfgang Murmann, Head of Solutions Germany bei Insight Investment. Die Studie stellt allerdings nicht auf einzelne Unternehmen ab. Stattdessen veröffentlicht der Asset Manager die Ergebnisse für die Top 50 Prozent (geringste Pensionsrisiken) und die „Bottom“ 50 Prozent.
Fremd- und Eigenkapitalkosten fallen höher aus
Wie hoch das Risiko ist, wurde anhand von 16 Risikokennzahlen beziffert. Mit Blick auf die Kapitalkosten zeigt sich ein deutliches Bild: „Unternehmen mit höheren Pensionsrisiken müssen höhere Fremdkapitalkosten tragen“, berichtet Olaf Stotz, Professor für Asset Management und Pension Economics an der Frankfurt School. Gemessen am Credit Swap Default liegen die Fremdkapitalkosten bei Emittenten mit niedrigen Pensionsrisiken bei durchschnittlich 60 Basispunkten. Bei Unternehmen mit hohen Risiken sind es im Schnitt 10 Basispunkte mehr. Bei einem Fremdkapital von 1 Billion Euro würde das pro Jahr Mehrzinskosten von über 1 Milliarde Euro bedeuten.
Bei den Eigenkapitalkosten ist der Unterschied noch deutlicher: Da fielen bei 1 Billion Eigenkapital 15 Milliarden Euro mehr an (gemessen mittels CAPM-Beta). In beiden Fällen ist laut Studie deutlich sichtbar, dass die Kostenunterschiede seit 2016 abnehmen. Bei den Fremdkapitalkosten ist der Effekt noch deutlicher zu erkennen – ein Ergebnis der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank.
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Deutlicher Einfluss auf Aktienkursentwicklung
Als „überraschend“ bewerten die Experten, dass hohe Pensionsrisiken der Analyse zufolge einen negativen Einfluss auf Aktienkursentwicklung haben. Das Bottom-50-Prozent-Portfolio erzielte eine Rendite von 13,6 Prozent pro Jahr. Bei den Top-Unternehmen waren es 18,8 Prozent. „Der Kapitalmarkt scheint Investoren für die Übernahme von Pensionsrisiken nicht zu entlohnen“, so Insight-Experte Murmann. Theoretisch sollten Investoren für die Übernahme von Risiken mit einer Zusatzrendite kompensiert werden. Warum sich diese Annahme bei Pensionsrisiken nicht zu bewahrheiten scheint, konnte die aktuelle Studie nicht in der Tiefe ergründen.
Antonia Kögler ist Redaktionsleiterin bei DerTreasurer. Sie schreibt über Finanzierung und Asset Management und verfolgt alle Entwicklungen rund um das Thema Sustainable Finance.