Iran, Syrien, Ukraine, Russland – die Fülle von Sanktions- und Embargovorschriften nimmt angesichts der zahlreichen Konflikte derzeit immer weiter zu. Zugleich steigen die Anforderungen an die Banken bei der Bekämpfung von Geldwäsche, Wirtschaftskriminalität und Terrorismus mitzuwirken. Die regulatorischen Vorschriften an die Banken im Zahlungsverkehr und bei der Handelsfinanzierung werden damit immer höher.
Für Corporate-Treasury-Abteilungen könnte das handfeste Konsequenzen haben. Namhafte Cash-Management- und Trade-Finance-Banker warnen davor, dass es für Banken schwieriger wird, gewisse Services überhaupt noch anzubieten. Stellen Banken Garantien und Akkreditive zur Verfügung, müssen sie nicht nur die reine Zahlung überprüfen, sondern auch das dahinterstehende Produkt. Es könnte schließlich sein, dass diese spezielle Ware nicht in dieses spezielle Land exportiert werden darf. Banken müssen letztlich tiefer in das operative Geschäft ihrer Firmenkunden vordringen – ein hoher Aufwand.
Andererseits sind auch die Treasury-Abteilungen selbst betroffen: „Die rechtliche Verpflichtung, Zahlungen im Hinblick auf Embargos und Sanktionslisten zu überprüfen, liegt zwar in der Regel bei den Banken“, sagt Sebastian Niemeyer, Senior Manager Corporates bei Swift Germany. Wer dagegen verstößt, riskiert drakonische Strafen. Die Milliardenzahlung von BNP Paribas in den USA ist nur das jüngste Beispiel. „Wenn ein Unternehmen in Ländern wie den USA aktiv ist, kann es bei Verstößen aber auch mit empfindlichen Konsequenzen konfrontiert werden. Die Treasury-Abteilung hat daher ein Interesse daran, mögliche Verstöße rechtzeitig zu vermeiden.“

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Embargos treffen Banken und Treasurer
Sanktionsverstöße sind ein Treasury-Thema
Denn ein Sanktionsverstoß schadet nicht nur der Reputation des Unternehmens, er kann auch Einfluss auf die Liquidität haben: Es kann vorkommen, dass Transaktionen bei ihrer Ausführung wegen eines möglichen Verstoßes blockiert werden“, sagt Niemeyer. Eingefrorene Gelder zu entsperren, ist ein langwieriger und kostenintensiver Prozess für das Treasury und die Rechtsabteilung. Angesichts der horrenden Bankstrafen, steigt auch bei den Unternehmen der Realwirtschaft die Sensibilität für das Thema.
Die technischen Möglichkeiten zum automatisierten Screening von Sanktionslisten gibt es. In den meisten Banken gehört der Einsatz von softwarebasierten Sanktionsfiltern längst zur Standardausrüstung. Ohne manuelle Nacharbeiten geht es dennoch nicht immer. Einige Banker berichten davon, dass Zahlungen fälschlicherweise abgewiesen werden – etwa weil der Zahlungsempfänger zufällig denselben Namen trägt wie eine sanktionierte Person. Auch Swift hat mit dem Sanction Screening Service eine solche Lösung im Einsatz. Diese will der Finanznachrichtendienstleister nun auch an Corporates vertreiben. Der Bedarf dürfte zunehmen.
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