Immer mehr Banken reichen die Negativzinsen nicht nur an die Unternehmen weiter, sie schlagen sich noch eine Marge mit drauf. Aber die Unternehmen suchen nun nach Ausgleichsmöglichkeiten.

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02.03.20
Cash Management & Zahlungsverkehr

Unternehmen und Banken im Zins-Clinch

Die Commerzbank und die HSBC haben aus den Strafzinsen eine Ertragsquelle gemacht. Einige Unternehmen scheinen das nicht auf sich sitzen lassen zu wollen und bringen nun eigene Vorschläge ein, was im aktuellen Zinsumfeld fair sein kann.

In Deutschland ringen Banken und Treasurer um einem neuen Status Quo bei kurzfristigen Zinsen auf Euro-Konten. Inzwischen zeigt sich immer deutlicher, dass Banken die alten Gesetzmäßigkeiten auch im negativen Zinsumfeld nicht aushebeln wollen: Denn die Geldhäuser reichen den bei minus 50 Basispunkten stehenden Einlagenzins der EZB nicht einfach nur weiter, sie schlagen sich zudem eine Marge drauf.

Banken verdienen am Negativzins

Beispiel Commerzbank: Von den 1,9 Milliarden Euro Zinsüberschuss im Firmenkundengeschäft, den die Bank 2019 erwirtschaftete, stammten 100 Millionen Euro – also gut 5 Prozent – aus den Strafzinsen. Das wurde Mitte Februar bekannt, als die gelbe Bank ihres Jahreszahlen für 2019 vorlegte. Die Höhe der Guthabengebühr, wie die Commerzbank die Strafzinsen umschreibt, werden dabei mit jedem Firmenkunden individuell verhandelt und sei abhängig von dem Gesamtengagement. Das ist mit dem Vorgehen der Deutschen Bank vergleichbar, die bereits im Herbst vergangenen Jahres ihren Paradigmenwandel öffentlich machte.

Auch die HSBC reichte im vergangenen Jahr verstärkt Negativzinsen an ihre deutsche Firmenkunden weiter – wenn auch etwas weniger konsequent als die Commerzbank. Der Zinsüberschuss im Commercial Banking von HSBC Deutschland stieg 2019 um 13,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 128,6 Millionen Euro. Das lag unter anderem daran, dass die Bank ihre Verluste im Euro-Einlagengeschäft um rund 10 Prozent senken konnte, in dem sie Negativzinsen weiterreichte.

Unternehmen wollen den Spies umdrehen

Während sich einige Unternehmen mit dem Negativzins auf Euro-Einlagen zu arrangieren scheinen, setzen andere Treasurer die harten Verhandlungen mit ihren Banken fort: Ein Großkonzern versucht etwa durchzusetzen, dass die Banken im Umkehrschluss Zinsen auf Konten zahlen, bei denen das Unternehmen im Soll ist. Die Logik: Wenn man akzeptiere, dass die Banken Strafzinsen auf Einlagen erwirtschaften, sei nur fair, wenn sie die Unternehmen dafür bezahlten, dass diese ihnen die EZB-Strafzinsen vom Leib halten, weil sie Liquidität nachfragen.

So paradox der Vorschlag zunächst klingen mag, ist er doch im Sinne des Ziels des negativen Einlagenzinses: Die Europäische Zentralbank will so die Banken davon abhalten, Liquidität bei ihr zu parken – und stattdessen an die Unternehmen auszureichen.

Ploner[at]DerTreasurer.de