Die Konsolidierungswelle im Markt der Zahlungsabwickler rollt weiter: Nachdem vor knapp drei Wochen die Übernahme des Eschborner E-Commerce-Dienstleisters Concardis durch den dänischen Wettbewerber Nets über die Bühne gegangen ist, kündigte jetzt der US-Konzern Fiserv an, den Konkurrenten First Data kaufen zu wollen. Mit dem 22-Milliarden-US-Dollar schweren Deal will sich Fiserv zum weltweit führenden Anbieter in der Zahlungsbranche aufschwingen.
Bei Worldline verfolgt man derlei Ankündigungen genau. Der seit 2014 börsennotierte aber derzeit noch mehrheitlich zum französischen IT-Dienstleister Atos gehörende Konzern hat sein Kartenabrechnungsgeschäft (Acquiring) gerade selbst durch die Übernahme von Six Payment Services gestärkt. Der frühere Zahlungsverkehrsarm des Schweizer Finanzinfrastrukturbetreibers Six gehört neben Concardis, First Data, Ingenico und dem Dax-Konzern Wirecard zu den wichtigsten Acquirern im deutschsprachigen Raum.

Wordline
Zahlungsabwickler Worldline bläst zum Angriff in Deutschland
Zahlungsabwickler Wordline will weiter zukaufen
Doch nach außen gibt sich Worldline entspannt. „Unser größter Wettbewerber ist das Bargeld, entsprechend riesig ist das Wachstumspotential im elektronischen Zahlungsverkehr“, meint Andrej Eichler, Chief Market Officer Financial Services bei Worldline. „Jede weitere Transaktion, die über unsere Systeme läuft, bringt Vorteile.“ Denn Skaleneffekte spielen im Zahlungsabwicklungsgeschäft mit seinen niedrigen Margen und hohen Fixkosten eine wichtige Rolle. Deshalb wolle Worldline auch europaweit weiter zukaufen, um das Produktportfolio und die regionale Reichweite auszubauen.
Dank der Six-Übernahme deckt Worldline nach eigenen Angaben mit einem jährlichen Umsatz von 1 Milliarde Euro und 3,3 Milliarden Kartenzahlungen nun 10 Prozent des europäischen Merchant-Acquiring-Marktes ab. Zu den Kunden zählen etwa Unternehmen wie Deichmann und Gerry Weber, die Zahlungslösungen online und am Point-of-Sale einsetzen. „Die Kunden und Verbraucher werden von einer späteren Zusammenlegung der Systeme nichts merken“, verspicht Eichler.
Banken überdenken Aufstellung im Zahlungsverkehr
Im Bereich Financial Processing wird das fusionierte Unternehmen künftig mit über 320 Bankkunden und 11 Milliarden Kartentransaktionen 900 Millionen Euro Umsatz erzielen. Damit deckt Worldline nach eigenen Angaben 20 Prozent des europäischen Marktes ab. Der Anbieter begleitete etwa die Google-Pay-Umsetzungsprojekte der Commerzbank und der LBBW.
Im vergangenen Sommer hatte Wordline ein Großprojekt der Commerzbank an Land gezogen, die ihre Zahlungsverkehrs-IT-Infrastruktur an die Tochter Equens Worldline auslagert. „Das ist ein Leuchtturmprojekt für den deutschen Bankensektor, das in diesem Umfang bislang einmalig ist“, sagt Michael Steinbach, CEO von Equens Worldline. „Mit dem Commodity-Gut Zahlungsabwicklung können die Banken sich im Wettbewerb nicht differenzieren.“ Die technischen Standards glichen sich dank ISO20022 weltweit an und produktseitig bewege sich alles in Richtung Echtzeitabwicklung. „Die Banken überdenken vor diesem Hintergrund ihre Operating Models.“ Er geht daher davon aus, dass weitere Banken dem Beispiel der Commerzbank folgen werden.
Backhaus[at]derTreasurer.de

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Update 30. Januar:
Der IT-Konzern Atos hat mitgeteilt, sich von einem Worldline-Aktienpaket in Höhe von 23 Prozent trennen zu wollen. Das Paket soll Atos-Aktionären in Form kostenloser Aktien überschrieben werden. Die Franzosen wollen sich künftig auf ihr Kerngeschäft, das Angebot von Cloud-Dienstleistungen und Supercomputern, fokussieren. Wordline wiederum soll dadurch in die Lage versetzt werden, eigene Aktien als Zukaufswährung einzusetzen.
Durch die 2,3 Milliarden Euro schwere Übernahme von Six Payment Services, die Atos zum Teil mit Aktien bezahlt hatte, war der Atos-Anteil an Worldline schon auf gut 50 Prozent gefallen. Durch die Aktienausgabe sinkt er jetzt noch mal auf etwa 27 Prozent.