Der Automobilzulieferer Continental feiert eine Premiere. Dem Dax-Konzern ist es erstmals gelungen, eine Nullkuponanleihe zu platzieren. Das Papier hat ein Volumen von 600 Millionen Euro, läuft drei Jahre und zwei Monate und wurde unter dem gerade aktualisierten Rahmen-Emissionsprogramm emittiert. Die Emission war ING Wholesale Banking zufolge um das Vierfache überzeichnet.
„Für uns ist ein Zinskupon von 0 Prozent ein besonderes Ereignis, ein echter Meilenstein“, sagt Stefan Scholz, Head of Finance & Treasury bei Continental. „Insbesondere mit dem Hintergrundwissen, von wo wir kommen.“ Allerdings könne Continental schon seit einiger Zeit kurzlaufende Commercial Paper mit einer Negativrendite emittieren, ergänzt Scholz. BNP Paribas, Citi, DZ Bank, Helaba, ING und Mizuho waren als Bookrunner für diese Transaktion tätig.
Nach der Deutschen Bahn, Evonik, Henkel und BASF ist Continental das fünfte deutsche Unternehmen, das in diesem Jahr eine nicht verzinste Anleihe begeben konnte. „Insgesamt handelt es sich um die fünfzehnte Nullkuponanleihe am Euro-Anleihemarkt“, sagt Anthony Bryson, der bei BNP Paribas das Angebot der Corporate-Debt-Plattform an Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz verantwortet.

Continental
Continental platziert Nullkuponanleihe
Wie Continental den Emissionserlös nutzen will
Die Platzierung der Anleihe erfolgt Unternehmensangaben zufolge insbesondere im Hinblick auf die im März 2017 zur Rückzahlung fällige Euro-Anleihe in Höhe von 750 Millionen Euro. Der Automobilzulieferer hatte diesen Bond im September 2013 noch mit einem Kupon von 2,5 Prozent begeben. „Unser Debt Issuance Programm hatten wir gerade aktualisiert und waren damit emissionsfähig“, sagt Scholz. „Warum also nicht das gute Marktumfeld nutzen, wenn es vorhanden ist?“ Innerhalb weniger Stunden entschied sich das Finanzteam von Continental, das günstige Zeitfenster zu nutzen. „Bei einem Schuldschein hätten wir den Investoren mehr Zeit geben müssen und damit das Marktänderungsrisiko spürbar länger getragen“, fügt der Treasurer hinzu.
Daneben gab es noch weitere Gründe: „Die Ausgangsbasis für die Emission bildeten die zuletzt getätigten Akquisitionen zur Stärkung unserer Geschäftsaktivitäten in der Rubber- und Automotivegroup“, ergänzt Treasury-Chef Scholz. „Der Umstand, dass noch nicht alle Akquisitionen geclosed wurden, hatte keine aufschiebende Wirkung.“
Rating-Upgrade hilft Continental bei Emission
Bei der Platzierung der neuen Anleihe dürfte Continental auch das seit der letzten Anleiheemission verbesserte Rating geholfen haben. S&P hatte im Mai diesen Jahres das Rating des Automobilzulieferers von BBB auf BBB+ mit stabilen Ausblick hochgestuft. Fitch war Ende Oktober mit der gleichen Einstufung nachgezogen. Moody’s bewertet Continental bereits seit Juni 2015 mit Baa1 und ebenfalls stabilem Ausblick.
„Die Emission dieser Nullprozent-Anleihe bedeutet die günstigste Finanzierung, die Continental jemals im Debt Capital Market erreicht hat“, sagt Victor van Dijk, Direktor für Debt Capital Markets bei ING Wholesale Banking in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Jahr 2010 bezahlte Continental zum Beispiel noch einen Kupon von 8,5 Prozent für eine Euro-Anleihe mit fünfjähriger Laufzeit.
Paulus[at]derTreasurer.de

Corporate Bond, Wandel- oder Hybridanleihe, High-Yield- und Mini-Bond: Unternehmen haben verschiedenste Möglichkeiten, um über den Fremdkapitalmarkt Geld einzusammeln. Zunehmend nutzen deutsche Treasurer auch fremde Währungsräume – von US-Dollar über Pfund Sterling bis hin zum Renminbi. Selbst Emissionen mit einer negativen Rendite sind inzwischen möglich. Was am Anleihemarkt geht, erfahren Sie auf der Themenseite Anleihe.