Green Finance ist auf dem Vormarsch – und damit auch Agenturen, die ESG-Faktoren bei Unternehmen bewerten. Deren Nachhaltigkeitsaktivitäten lassen sich hinsichtlich Zweck und Wirkung jeweils einer der drei ESG-Dimensionen zuordnen: Environment, Social und Governance.
In einer aktuellen Umfrage von LBBW und FINANCE wurden Finanzentscheider befragt, welche Agenturen sie kennen. Am häufigsten nannten CFOs und Treasurer MSCI, Sustainalytics und ISS ESG. Damit hat sich die Deutsche Börse mit ihrer im November 2020 verkündeten Übernahme von ISS in die Top 3 eingekauft.
Moody’s und S&P nicht an der Spitze der ESG-Ratings
Das junge Feld der ESG-Ratings wird derzeit noch von anderen Playern als der Markt für Bonitätsratings dominiert. Mit S&P ESG Evaluation ist erst auf Platz 5 eine der klassischen Ratingagenturen.
Moody’s steht indirekt auf Platz 6: Im Frühjahr 2019 hatte die Agentur Vigeo Eiris übernommen. In Deutschland wird die französische Agentur im Rahmen einer Partnerschaft von Imug Rating vertreten. Die US-Agentur Fitch taucht gar nicht auf, die Ratingagentur veröffentlicht keine eigenständigen ESG-Ratings. Stattdessen hat Fitch einen in ihre Ratinganalyse integrierten ESG-Score entwickelt, den die Agentur seit Anfang des Jahres 2019 veröffentlicht.
Nur Minderheit erhält ESG-Rating
Momentan wird aber nur eine Minderheit der 127 Befragten tatsächlich von einer Nachhaltigkeitsagentur geratet. 12,6 Prozent erhalten ein beauftragtes Rating, weitere 7 Prozent planen dies. 15 Prozent werden von einer ESG-Ratingagentur ohne Auftrag bewertet. 60 Prozent erhalten gar kein Rating.
Der junge ESG-Rating-Markt entwickelt sich gerade noch. Die europäische Finanzaufsicht Esma hat darauf einen kritischen Blick und fordert eine einheitliche Definition von ESG-Ratings. Außerdem sollten sich alle Agenturen registrieren müssen und überwacht werden.
Antonia Kögler ist Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie schreibt über Finanzierung und Asset Management und verfolgt alle Entwicklungen rund um das Thema Sustainable Finance.