Linklaters-Partner Neil George Weiand spricht über den Status Quo am Schulscheinmarkt.

Linklaters

03.05.21
Finanzen & Bilanzen

Wie LMA und Starug den Schuldscheinmarkt verändern

Seit 2018 gibt es einen LMA-Standard für Schuldscheine. Linklaters-Partner Neil George Weiand spricht mit DerTreasurer über die Verbreitung des neuen Standards und aktuelle Entwicklungen am Schuldscheinmarkt.

Der Schuldscheinmarkt hatte während der Coronakrise einen schweren Stand. Auch das erste Quartal dieses Jahres fällt verhalten aus, nach wie vor führen die Auswirkungen der Pandemie zu Unsicherheiten. Das Volumen lag mit 3,6 Milliarden Euro rund 16 Prozent unter den ersten drei Monaten des Vorjahres.

„Es ist derzeit so, dass Emittenten am Schuldscheinmarkt bei den begleitenden Banken zum Teil auf sehr unterschiedliche Preisvorstellungen für ihre Transaktion stoßen“, sagt Linklaters-Partner Neil George Weiand. Das Preisniveau am Schuldscheinmarkt liegt insgesamt noch deutlich über dem Vorkrisenwert, für viele größere Emittenten sind Bonds attraktiver.

Auch schauen Investoren am Schuldscheinmarkt derzeit genauer hin. „Darüber hinaus sehen wir, dass auch ESG-Faktoren bei den Platzierungen eine größere Rolle spielen“, so Weiand. Und zwar nicht erst in der Vermarktung, sondern teils schon bei der Entscheidung, ob eine Bank eine Transaktion begleiten wird. „So kann der Carbon-Foot-Print zu einem wesentlichen Entscheidungsfaktor werden“, sagt der Experte.

LMA-Standard bei Schuldschein-Neulingen

Auch in Sachen Dokumentation hat sich der Schuldschein weiterentwickelt. Der 2018 aus der Taufe gehobene LMA-Standard sei am Markt gut aufgenommen worden, meint Weiand, der ihn mitentwickelt hat. Mittlerweile sei er bei fast allen Debütemissionen und bei internationalen Transaktionen im Einsatz. Bei deutschen Langzeit-Schuldscheinnutzern komme dagegen oft noch die althergebrachte Dokumentation zum Einsatz, die manchmal nur wenige Seiten umfasst.

„Wenn diese Dokumentation den Unternehmen deutliche Vorteile bietet, dann werden sie keine Neuerungen anstreben“, sagt Weiand. In einigen Fällen würden aber auch Versatzstücke aus dem LMA-Standard, etwa zur vorzeitigen Rückzahlung oder zu Change-of-Control-Klauseln, in die bestehenden Dokumente eingebaut.

Starug erleichtert Schuldschein-Restrukturierung

Eine große rechtliche Veränderung spiegelt sich allerdings nicht in der Dokumentation wider: Das neue Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (Starug) führt dazu, dass auch in der Restrukturierung von Schuldscheinen Mehrheitsentscheidungen eingesetzt werden können.

„Diese erwartete Änderung wurde im Markt allgemein begrüßt – gerade weil dieser Punkt vor allem vor dem Hintergrund eines potentiellen Coronakrise-Abschwungs bei Emittenten und Investoren durchaus Sorgen ausgelöst hat“, so Weiand. Doch die befürchtete Welle von Krisenfällen durch die Pandemie ist bei Schuldscheinen bislang ausgeblieben.

Koegler[at]derTreasurer.de

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