So wollen China-Banken bei deutschen Firmenkunden punkten

Die feierliche Eröffnung der Renminbi-Clearingbank in Frankfurt in der vergangenen  Woche hat es gezeigt: Chinesische Banken  wollen sich auch auf dem deutschen Firmenkundenmarkt etablieren. Die Bank of China (BoC), die im Juni den Zuschlag für das Renminbi-Clearing in der Mainmetropole erhalten hat, ist mit einer Bilanzsumme von 7 Milliarden Euro die größte in Deutschland tätige chinesische Bank.

ICBC setzt vor allem auf Handelsfinanzierung

Mit ihren Wachstumsplänen steht die Bank of China nicht alleine da. Auch die weltgrößte Bank ICBC wirbt um deutsche Unternehmen. Dafür will die Bank neue Büros in Hamburg und Berlin eröffnen. Die Agricultural Bank of China (ABC), die erst im vergangenen November eine Niederlassung in Frankfurt gegründet hat, hat ebenfalls Großes vor: Der Firmenkundenchef der ABC, Michael Lamla, kündigt im Gespräch mit DerTreasurer selbstbewusst an: „Wir wollen eine feste Größe für in China tätige deutsche Unternehmen werden.“ Die Banken wollen mit ganz unterschiedlichen Konzepten bei CFOs und Treasurern punkten:

Wichtiges Geschäftsfeld der ICBC ist die Handelsfinanzierung, erklärt der Deutschlandchef Friedhelm Messerschmidt: Akkreditive, Forfaitierungen, Garantien – in Kooperation mit den Hausbanken der Mittelständler bietet die ICBC die gesamte Palette an. „Wir sehen uns dabei als Partner der deutschen Banken“, sagt Messerschmidt.

Bank of China punktet mit Beziehungen

Deutlich offensiver klingt das bei der Bank of China, die insbesondere die Beteiligung an syndizieren Krediten als Schlüssel zum Einstieg in die Kundenbeziehung sieht: „Wir haben tiefe Taschen und geben gerne Kredit“, sagt Bernd Meist, Deutschlandgeschäftsleiter der Bank of China. Ihr wichtigstes Asset sind jedoch ihre Verbindungen zu den chinesischen Regulierungsbehörden: Bei einigen großen Dax-Adressen hat die BoC dank ihrer guten Beziehungen schon einen Fuß in die Tür bekommen: Für Daimler arrangierte die Bank im März den ersten Renminbi-Onshore-Bond eines ausländischen Emittenten. Bei Continental trug die BoC entscheidend dazu bei, dass die chinesischen Töchter zu den ersten gehörten, die grenzüberschreitende konzerninterne Darlehen in Renminbi vergeben durften.

Die Agricultural Bank of China will hingegen vor allem über den Zahlungsverkehr in den Bankenkreis der deutschen Unternehmen rücken. Sie setzt darauf, dass sie unter den chinesischen Banken das größte Kundennetzwerk in China unterhält: „Deutsche Unternehmen, die bei uns ein Konto haben, können ihre chinesischen Geschäftspartner daher mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb unseres Systems bezahlen“, sagt Firmenkundenchef Lamla. In China ist das nicht trivial, denn bis Zahlungen dort ankommen, können schon einmal Tage oder sogar eine ganze Woche vergehen. Dabei fallen zum Teil auch noch hohe Korrespondenzbankgebühren an.

ABC entwickelt Renminbi-Kredit nach deutschem Recht

Für die Unternehmensfinanzierung hat die ABC einen bilateralen Renminbi-Kredit nach deutschem Recht und in deutscher Sprache entwickelt. „Dieser Offshore-Kredit hat den Charme, dass die Zinsen nicht an das inländische Referenzzinsniveau gebunden sind – und daher niedriger sind“, sagt Relationship-Banker Christian Stillger.

Außerdem gebe es in China traditionell kurze Kreditlaufzeiten, die zur Finanzierung von Investitionsprojekten nicht geeignet sind. Der dritte Vorteil: Gegenüber einem US-Dollar- und Euro-Darlehen entfällt das Wechselkursrisiko. Auch ein Renminbi-Schuldscheindarlehen nach deutschem Recht bietet die Bank inzwischen an. Die Pläne der Institute zeigen: Treasurer können künftig mit den Banken rechnen. Noch ist zwar nicht klar, ob ihr Engagement dauerhaft ist. Für langfristige Ansätze sind die Chinesen aber eher bekannt als andere Nationen.