Treasurer sollten Refinanzierungen früh angehen

Unternehmen, die in nächster Zeit eine neue oder eine Anschlussfinanzierung brauchen, sollten jetzt handeln, wie der aktuelle Zins- und Kreditmonitor des Finanzierungsspezialisten FCF Fox Corporate Finance nahelegt. Die Nachwirkungen der Pandemie und der Krieg in der Ukraine sowie die steigenden Energiepreise sorgten für eine Inflation und für die Zinswende.

Seit Anfang des Jahres stiegen die Kreditzinsen zunächst moderat, ab dem zweiten Quartal sprunghaft auf bis zu 4 Prozent an. Ab Oktober ist ein leichter Rückgang auf 3,8 Prozent zu verzeichnen. Dennoch zahlen Unternehmen bereits heute so hohe Zinsen wie seit acht Jahren nicht mehr.

Keine Entlastung zu erwarten

Doch auf baldige Entlastung sollten Unternehmen nicht hoffen. FCF-Managing-Director Kai Frömert erwartet, dass die Zinsen weiter steigen werden. Er rechnet damit, dass die EZB die Leitzinsen nochmals um 50 bis 75 Basispunkte anheben wird. Und nicht nur das. „Wir gehen davon aus, dass zum Beispiel der 3-Monats-Euribor bis Mitte 2023 von heute etwa 2 Prozent weiter in Richtung 3 Prozent oder knapp darüber steigen wird.“

Ob es danach zu weiteren Anstiegen, zu einer Stabilisierung oder gar zu einem leichten Rückgang der Euribor-Sätze kommen werde, sei aufgrund der instabilen geopolitischen und weltwirtschaftlichen Lage nur schwer vorherzusagen. „Der vorsichtig planende CFO muss deshalb eigentlich von weiter steigenden Zinsen ausgehen und sich entsprechend dagegen absichern“, betont Frömert.

FCF erwartet zudem eine weitere Ausweitung der Bankmargen, da mit steigenden Kreditausfällen zu rechnen sei, was kurz- bis mittelfristig nochmals zu Zinssteigerungen von 100 bis 150 Basispunkten in den Referenzzinsen sowie von bis zu 50 Basispunkten in den Bankmargen führen könnte.

Das Finanzierungsumfeld ist positiv – vorerst

Für Unternehmen sei das aktuelle Finanzierungsumfeld aber nach wie vor positiv. Historisch betrachtet, bewegen sich die Zinsen weiterhin auf recht niedrigem Niveau. Auch sei der Bankenmarkt nach wie vor sehr aufnahmefähig für neue Finanzierungen mit vergleichsweise guten Konditionen, vor allem für Unternehmen mit guten Bonitäten. Das Fenster könnte sich jedoch für Firmen mit Ratings von „BB“ oder darunter bald schließen.

Frömert rät deshalb Unternehmen, die noch mit Restlaufzeiten von zwei bis drei Jahren finanziert sind, bereits heute über eine Erneuerung oder Verlängerung ihrer Finanzierungsverträge nachzudenken, um die aktuell noch vergleichsweise günstigen Zinsen zu sichern. „Sofern ein Neuabschluss der Finanzierungen nicht gewünscht oder möglich sein sollte, sollten Unternehmen jetzt das Thema Zinssicherung ihrer aktuellen variablen Finanzierungen angehen, um sich gegen weitere unvorhergesehene Zins-Events abzusichern“, so Frömert weiter.

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