Die Ratingagentur S&P Global Ratings hat im August entschieden, keine alphanumerischen ESG-Scores mehr zu veröffentlichen. Es geht dabei um die Bewertung von ESG-Risiken innerhalb der Bonitätsratings der Agentur. Stattdessen gibt es nur noch einen Absatz, der den Einfluss der ESG-Faktoren auf das Bonitätsrating beschreibt. Damit kehrt S&P Global Ratings dem Ansatz, eine eigene ESG-Note zu erteilen, nach rund zwei Jahren den Rücken. Andere große Ratingagenturen setzen weiterhin auf solche ESG-Scores.
Daran, dass ESG-Faktoren durchaus einen Einfluss auf das Corporate Rating haben können, ändert die Entscheidung von S&P nichts. Einem Bericht von Bloomberg zufolge, liegt der Grund für die Änderungen in den Reaktionen von Investoren. Bei denen scheint der ESG-Score zu Verwirrung geführt zu haben. Bewertungen von ESG-Risiken sind komplex, da das Thema Nachhaltigkeit immer aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden kann.
Politischer Streit um ESG-Ratings
Soll ein Score das Risiko von ESG-Faktoren auf den künftigen Unternehmenserfolg und die Bonität beschreiben, oder geht es auch um den Impact des Geschäftsmodells auf die Umwelt? Wie lassen sich gerade letztere Risiken adäquat in einem Rating widerspiegeln? Bislang ist auf diese Frage am Ratingmarkt keine einheitliche Antwort gefunden worden. In den USA gibt es derzeit zudem eine von den Republikanern forcierte Bewegung gegen die Verwendung von ESG-Ratings und die Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken insgesamt.
Eine mit der Sache vertraute Person gab gegenüber Bloomberg an, die Entscheidung von S&P Global Ratings sei nicht auf diesen politischen Druck zurückzuführen. In der offiziellen Mitteilung zu der Entscheidung lässt die Ratingagentur die Gründe im Unklaren. Von einigen Republikanern wurde der Schritt von S&P allerdings als Erfolg gefeiert.
Antonia Kögler ist Redaktionsleiterin bei DerTreasurer. Sie schreibt über Finanzierung und Asset Management und verfolgt alle Entwicklungen rund um das Thema Sustainable Finance.