„Es wird das goldene Zeitalter von Amerika“, mit diesen Worten läutet Donald Trump ein, was in den nächsten vier Jahren kommen wird. Er sprach am Mittwochmorgen europäischer Zeit gegenüber seinen Anhängern in Florida über das starke Mandat, dass die US-Bürger ihm erteilt haben und erklärte sich somit bereits zum Gewinner.
Auch wenn die Auszählung der Stimmen noch nicht ganz beendet ist, so ist Trumps Sieg inzwischen eindeutig. Der US-Sender CNN hat Trump zum Gewinner der Wahl erklärt. Es hatte sich schnell abgezeichnet. In den entscheidenden umkämpften Staaten wie Georgia, North Carolina und Pennsylvania konnte seine demokratische Widersacherin Kamala Harris sich nicht durchsetzen. Auch in Michigan und Wisconsin zeichnet sich ein Sieg des Republikaners ab. Das hatten auch die Mehrheit der Befragten in einer Linkedin-Umfrage von DerTreasurer geglaubt. 53 Prozent der 335 Befragten gingen von einem Sieg Trumps aus.
Klar ist ebenfalls, dass die Republikaner sich die Mehrheit im Senat geholt haben. Mindestens 51 Sitze hat die Partei sich gesichert. Unklar ist noch, wie das Ergebnis für das House of Representatives ausfallen wird. Hier liegen die Demokraten bei 180 Sitzen, die Republikaner bei 198. Für eine Mehrheit werden 218 Sitze benötigt.
Handelsbeziehungen im Fokus
Auch wenn Donald Trump als unberechenbar gilt und seine Meinung schnell ändern kann, ist durch seine Präsidentschaft mit einer Verschärfung der „America First“-Politik zu rechnen. Das könnte unter anderem Einfuhrzölle und geringere Steuern für US-Unternehmen bedeuten. „Nach unserer Einschätzung dürfte ein Gutteil der jüngsten Kursgewinne bei US-Aktien nämlich auf die Aussicht auf niedrigere Unternehmenssteuern und Deregulierung unter einer Präsidentschaft von Donald Trump zurückzuführen sein“, schreiben Analysten der LBBW. Der S&P500 hat beispielsweise in den vergangenen Monaten kräftig zugelegt.
Ein anderes Bild zeige sich am US-Rentenmarkt. „Dort gingen die Kurse aus Angst vor einem Wiederanziehen der Inflation nach unten“. Gründe dafür könnten eine Folge der angekündigten Importzölle sowie eine weiter anschwellenden US-Staatsverschuldung sein. Die LBBW zitiert eine Analyse des „Committee for a Responsible Budget“ wonach eine Umsetzung der Fiskalpläne von Donald Trump die Verschuldung der USA über einen Zeitraum von zehn Jahren gerechnet um 7,75 Billionen US-Dollar in die Höhe schießen lassen. Das entspräche rund 25 Prozent des aktuellen BIP.
Was Treasurer jetzt erwarten
Deutsche Treasurer befürchten durch eine zweite Präsidentschaft von Trump vor allem Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen. Während einige eine insgesamt steigende Volatilität erwarten, die zu größerer Investitionszurückhaltung führen wird, rechnen andere sogar mit regelrechten Handelskriegen. Das geht aus den ersten Antworten für das diesjährige Treasurer-Panel hervor, das im Vorfeld der Wahl durchgeführt wurde.
Auch das Geschäft mit Asien könnte nach Einschätzung einiger Befragter in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn der Protektionismus zunimmt. Es gibt allerdings auch Treasurer, die weniger massive Auswirkungen befürchten. „Trump produziert nur Luftblasen und Scheingefechte“, schreibt etwa ein Befragter.
Die Volkswirte der LBBW zeichnen hingegen ein düsteres Bild und sehen Zölle ebenfalls als Mittel der Wahl für Trump. „Die EU hat sich dem Vernehmen nach mit neuen Instrumenten und Verfahren vorbereitet, um zügig auf Provokationen aus Washington reagieren zu können. Dennoch dürften sich negative Folgen für die Exporte und die Investitionen innerhalb der EU nicht vermeiden lassen. Eine anhaltende Stagnation, vielleicht sogar ein Rückfall in die Rezession, ist wahrscheinlich.“
„Eine anhaltende Stagnation, vielleicht sogar ein Rückfall in die Rezession, ist wahrscheinlich.“
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Auch das Ifo Institut findet klare Worte. Deutsche Exporteure, für die die USA der größte Absatzmarkt außerhalb der EU sind, müssten mit empfindlichen Einbußen rechnen, sollte Trump seine Drohung wahrmachen und Basiszölle von 20 Prozent auf US-Importe aus der EU und 60 Prozent auf Importe aus China erheben, teilt das Institut mit. „Diese Maßnahmen des erneut gewählten US-Präsidenten würden allein in Deutschland einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden von 33 Milliarden Euro bedeuten.“ Das Institut schätzt, dass die deutschen Exporte in die USA damit um etwa 15 Prozent zurückgehen könnten. Außedem würden die Ausfuhren nach China um 10 Prozent sinken, weil Chinas Exporte in die USA massiv zurückgehen würden.
Zunächst zeigt sich am deutschen Kapitalmarkt aber erstmal eine positive Reaktion. Der Dax startete mit einem Plus. Erste Auswirkungen der Wahl sieht man dagegen schon bei den Kursen der Autobauer. Für BMW ging es heute zum Beispiel um bis zu 6 Prozent nach unten. Auch VW verlor um die 4 Prozent. Die Branche stand schon im Wahlkampf im Fokus von Trump.
Auswirkungen auf die Währungsmärkte
Treasurer mit US-Dollar Exposure sollten die Währungskurse gut im Blick behalten. Am heutigen Morgen rutschte der Euro bereits auf rund 1,07 Dollar ab. Im Vorfeld hatten Experten je nach Wahlausgang extrem unterschiedliche Szenarien prognostiziert. Im Falle eines „Red Sweeps“, also dem Sieg der Republikaner bei der Präsidentschaftswahl sowie in beiden Kammern, hatte Johannes Banner von JP Morgan eine Parität von Dollar und Euro vorhergesagt. Der Fall ist noch nicht eingetreten, der Ausgang bei der Kongresswahl ist noch offen.
Laut LBBW-Experten legte der US-Dollar in den vergangenen Wochen gegenüber Euro, Pfund Sterling und Franken auch deshalb zu, weil die antizipierten Leitzinssenkungen der US-Notenbank bei einer Präsidentschaft von Donald Trump geringer ausfallen werde. „Sogar Leitzinserhöhungen der Washingtoner Währungshüter sind nicht auszuschließen. Denn sowohl das US-Wirtschaftswachstum, zumindest auf kurze Sicht, als auch die Inflation sollte unter Trump höher ausfallen als unter einer Ägide von Kamala Harris.“ Das Haus prognostiziert deshalb, dass sich die Kapital- und Devisenmarktentwicklungen in den kommenden Wochen fortsetzen werden.
Unklar ist zudem, wie viel Einfluss Trump künftig auf die geldpolitischen Entscheidungen der Federal Reserve ausüben könnte. Im Wahlkampf hatte er deutlich gemacht, dass er bei der Fed mitreden will. „Trump will direkte Kontrolle der Zins- und Währungspolitik. Das bedroht die Integrität des US-Finanzsystems und erzeugt globale Unsicherheit “, warnt etwa Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des FERI Cognitive Finance Institute. Ob die Fed kurzfristig auf das Wahlergebnis reagiert, wird sich morgen zeigen. Dann steht die nächste Entscheidung der Zentralbank an.
Was tut die deutsche Regierung?
Ein Faktor, der dagegen zumindet kurzfristig Volatilität reduzieren könnte, ist das voraussichtlich klare Ergebnis der Wahl. Eine lange Hängepartie oder eine Anfechtung des Ergebnisses durch die Republikaner sind nun nicht zu erwarten. Unruhig dürfte es dennoch weitergehen, denn parallel zu den US-Wahlen ringt die deutsche Regierung um ihr Fortbestehen. Der Ausgang der US-Wahl dürfte in den Überlegungen der Parteien auch eine wichtige Rolle spielen.
Einige Treasurer sahen zudem große Auswirkungen eines Trump-Siegs auf Militär und Verteidigung in Europa – das könnte die Aktien der Rüstungsanbieter in die Höhe treiben. Klar ist, dass die EU sich nun noch stärker um die eigene Sicherheit wird kümmern müssen. Das hat der voraussichtlich gewählte Präsident schon in seiner vorherigen Amtszeit deutlich gemacht.
Antonia Kögler ist Redaktionsleiterin bei DerTreasurer. Sie schreibt über Finanzierung und Asset Management und verfolgt alle Entwicklungen rund um das Thema Sustainable Finance.

