Eine Regulierung mit Augenmaß – das hatte die BaFin vor Beginn der Derivate-Reportingpflicht gemäß Emir am 12. Februar zugesagt. Bei verspäteten oder inhaltlich falschen Meldungen wolle man erst das Gespräch mit den Beteiligten suchen und nicht sofort den Bußgeldkatalog bemühen. Bislang hat die BaFin nach Angaben einer Sprecherin noch keine Bußgelder verhängt. Viele Unternehmen warten mit Spannung darauf, ob sie diese Politik fortsetzt.
Das Thema kommt gerade jetzt wieder auf den Tisch, aus einem Grund: Große und mittelgroße Kapitalmarktgesellschaften sowie Personenhandelsgesellschaften müssen sich von ihren Wirtschaftsprüfern jährlich bescheinigen lassen, dass sie die Emir-Vorgaben einhalten. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC schätzt, dass deutschlandweit voraussichtlich 1.000 Unternehmen von dieser Pflicht betroffen sind. Bei Nicht-Finanzinstituten ist der Emir-Check zwar nicht Teil der Jahresabschlussprüfung, findet aber häufig parallel statt. Bei vielen Unternehmen läuft deshalb gerade eine Vorprüfung: „Die Ergebnisse sind ein interner Spiegel für die Treasury-Abteilung. So erkennen wir, wo wir möglicherweise noch nachbessern müssen“, erklärt Ulf König, Emir-Projektleiter bei BASF. „Im kommenden Jahr erstellen die Wirtschaftsprüfer dann einen offiziellen Prüfbericht für den Aufsichtsrat.“ Die Mängelliste geht auch an die BaFin.

shironosov/iStock/Thinkstock/Getty Images
Emir: Jetzt kommen die Prüfer
BASF und Co. durchlaufen Emir-Vorprüfung
Auch andere Unternehmen haben deshalb eine Vorprüfung angestoßen: „Wir sind zwar gut aufgestellt beim Emir-Reporting, aber es gibt einfach zu viele Unklarheiten“, sagt der Treasury-Mitarbeiter eines MDax-Konzerns. „Zu 100 Prozent wohl fühlt sich deshalb wahrscheinlich niemand mit seiner Lösung.“ Das liegt nicht zuletzt an der europäischen Wertpapieraufsicht Esma, die etwa bei der Generierung der UTI noch immer keine Klarheit geschaffen hat. Seit letzter Woche ist die Angabe der UTI jedoch verpflichtend.
Das Unternehmen meldet einmal täglich seine Deals vom Vortag. Bei externen Geschäften verwendet es dafür die UTIs der Handelsplattform. Bei internen Geschäften setzt sich der UTI aus zwei Komponenten zusammen: Dem LEI und einer eindeutigen Nummer, die das Treasury Management System automatisch generiert. Für den Upload hat das Team um den Emir-Projektverantwortlichen eine eigene Lösung entwickelt: Die Daten werden aus dem TMS als csv.Datei gezogen, in eine Excel-Datei kopiert, dort mithilfe einer Formel angepasst und dann beim Transaktionsregister hochgeladen. „Diese Übergangslösung soll nun durch eine automatisierte Schnittstelle abgelöst werden“, erklärt der Treasurer.
Wirtschaftsprüfer legen unterschiedliche Maßstäbe an
BASF verfügt seit September über eine Vollautomatisierung. Der Dax-Konzern nutzt das Treasury System von SAP. „Unsere IT-Abteilung hat das System so programmiert, dass es die Felder in der Reporting-Vorlage unseres Transaktionsregisters DTCC automatisch befüllen kann“, erklärt Projektleiter König. Das geht schon seit dem 12. Februar, das Hochladen der Daten bei DTCC lief allerdings einige Monate manuell. Seit September haben BASF und das Transaktionsregister nun endlich eine automatisierte Schnittstelle.
Bei beiden Unternehmen ist ein Ende des Emir-Projekts aber nicht absehbar. Die Wirtschaftsprüfer und die Updates der Esma halten die Treasury-Abteilungen in Atem. Außerdem legen die großen Wirtschaftsprüfer PwC, KPMG und EY unterschiedlich strenge Maßstäbe bei der Prüfung an und dem Verhängen von Mängeln an, wie aus dem Markt zu hören ist. Sie überwachen die Emir-Compliance in einem dreistufigen Prozess: Ein einmaliger Ausrutscher bei der Meldung (Fehler) gilt als harmlos. Systematische Fehler (Mängel) und das völlige Unterlassung einer Meldung (Verstöße) können dagegen gravierende Konsequenzen haben. Letzteres wünscht sich niemand.
Backhaus[at]derTreasurer.de