Die wirtschaftliche Lage ist nicht einfach. Dennoch sind die Kautionsversicherer, Stand jetzt, sowohl im Neu- als auch im Bestandsgeschäft aktiv. „Die Versicherer beobachten den Markt kritisch, aber bis auf wenige Ausnahmen bleiben sie zeichnungsbereit“, sagt Alfons-Maria Gracher mit Blick auf die eigene Umfrage, das sogenannte Gracher-Barometer. „Wir haben nur selten Schwierigkeiten, Anfragen zu platzieren“, so der Geschäftsführer der Gracher Kredit- & Kautionsmakler GmbH & Co. KG.
Offenbar hätten die Versicherer das Gefühl, die Risiken derzeit zu beherrschen. Viele hätten den Markt im zweiten Quartal noch positiv gesehen. Es gebe aber auch Ausnahmen. Zwei Versicherer bezeichneten die Lage als „absolut negativ“. Kein Wunder, ist sie doch durch Lieferkettenprobleme und Preissteigerungen geprägt.
Allerdings habe sich seit Jahresbeginn der Informationsbedarf der Anbieter deutlich erhöht. Wer gute Antworten zu den wichtigsten Fragen nach möglichen Planabweichungen, zum aktuellen Auftragsbestand, zur Liquiditätssituation und zur Fälligkeitsstruktur bestehender Kredite bereithalte, werde keine Schwierigkeiten haben, glaubt Gracher. Doch bis zur Zusage verginge mittlerweile drei- bis viermal so viel Zeit wie noch im Januar 2022.

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Kautionsversicherungen: Ausblick ist düster
Bonitäten verschlechtern sich, mehr Restrukturierungen
Besonders trübe seien die Aussichten. Mehr Restrukturierungsfälle und eine Verschlechterung der Bonitäten könnten zu einer restriktiveren Zeichnungspolitik führen. „Wir befinden uns im Epizentrum der schlechten Nachrichten“, warnt Gracher. „Liquidität ist das Gebot der Stunde. Leider mussten wir auch beobachten, dass nicht jeder diesen Ratschlag, den wir in Erwartung einer Verschlechterung schon länger geben, beherzigt hat.“ Darum würden Insolvenzen deutlich zunehmen, glaubt er.
Gerade bei Unternehmen im Baugewerbe erwartet Gracher Schwierigkeiten. So hätten etwa Immobilienprojektentwickler mit ihren Kunden oft schon vor einem Jahr Verträge, sogenannte Forward Deals, zu Festpreisen geschlossen – und würden nun von den gestiegenen Herstellungskosten überrollt. Strafzahlungen wegen verspäteter Fertigstellung belasteten die Unternehmen zusätzlich. Auch wer mit niedrigen Zinsen kalkuliert habe, könne jetzt durch die Zinswende unter Druck geraten. „Wer noch kann, sollte sich jetzt mit Liquidität vollpumpen“, empfiehlt Gracher.
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